16.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kombi-Schild rettet Leben

Bahnübergänge erhalten 2005 Andreaskreuz mit Stopp-Zeichen

Von Elke Hänel
Verl (WB). Unbeschrankte Bahnübergänge sollen schon im kommenden Jahr sicherer werden. Der Verkehrsausschuss des Bundestages hat gestern den Weg für eine Kombination aus Stoppschild und Andreaskreuz frei gemacht.
Die Idee des Verlers Werner Kuhlmann setzt sich durch.Foto: Elke Hänel

»Ich freue mich riesig!«, sagte gestern Werner Kuhlmann aus Verl (Kreis Gütersloh). Denn der heute 72-Jährige hatte seit Jahren für die Doppelbeschilderung gekämpft, die zurzeit noch gegen die Straßenverkehrsordnung verstößt. Auslöser für seine jahrelange Kampagne war ein Unfall an einem unbeschrankten Bahnübergang in Verl, bei dem 1997 vor Kuhlmanns Augen ein dreijähriges Mädchen getötet worden war.
Mit seiner Idee stieß Werner Kuhlmann durch hartnäckiges Engagement schließlich bis nach Berlin vor. Der gestrige Beschluss im Bundesverkehrsausschuss wurde auf Antrag von Rot-Grün gefasst, aber auch die CDU hatte den Verler schon lange unterstützt. Der Bundestag solle die Gesetzesänderung schon im Januar verabschieden, sagte gestern Ausschussmitglied Heidi Wright (SPD).
Dann könnte die Doppelbeschilderung, die in Österreich und Spanien längst gang und gäbe ist, vom Frühjahr an in allen Bundesländern umgesetzt werden. An welchen Bahnübergängen das Andreaskreuz mit dem Stoppschild kombiniert wird, müsse im Einzelfall entschieden werden, erläuterte Wright.
Nur 17 Prozent der Bahnübergänge im Bundesgebiet sind mit Vollschranken ausgestattet, an 12 000 Übergängen im Netz der Deutschen Bundesbahn fehlt eine technische Sicherung. Allein 2003 sind nach Auskunft des Eisenbahn-Bundesamtes bei Unfällen an unbeschrankten Bahnübergängen 23 Menschen getötet und 126 verletzt worden. Denn viele Verkehrsteilnehmer überqueren die Gleise, ohne das Tempo zu drosseln oder gar anzuhalten. Dazu soll sie nun das Stoppschild zwingen.
Sven-Georg Adenauer, Landrat des Kreises Gütersloh, begrüßt die Freigabe der Doppelbeschilderung: »Wo es tödliche Unfälle an Bahnübergängen gegeben hat, sind die Verkehrsteilnehmer einfach über die Gleise gesaust«, weiß er.
Das bestätigt eine Umfrage der Deutschen Bahn AG aus dem Jahr 2001, nach der viele Verkehrsteilnehmer unbeschrankte Bahnübergänge vielfach nicht ernst genug nehmen und die Bedeutung des Andreaskreuzes als Wartepflichtgebot offenbar gar nicht kennen. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 16.12.2004