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Menschen in
unserer Stadt
Hannelore Berger
Ehrenamtliche

»Die meisten Menschen, die in Eckardtsheim aufgewachsen sind, haben Hilfsbereitschaft schon mit der Muttermilch aufgesogen«, sagt Hannelore Berger. »Und dazu noch das Bewusstsein, dass Gesundheit nichts Selbstverständliches ist.« Schon als Kind hat sie das so erlebt.
Der Vater war in Eckardtsheim beschäftigt und die Familie, zu der drei Mädchen und zwei Jungen gehörten, wohnte deshalb selbstverständlich dort. Heute ist die 74-Jährige, die in Brackwede in einer Seniorenwohnung lebt, sehr glücklich über diese Kindheitserfahrungen. Denn manches in ihrem Leben verlief so, dass Hannelore Berger mit ihrer damals gewonnenen Einstellung viele Dinge besser meistern konnte als andere.
Die 74-Jährige engagiert sich nach Kräften für andere. So ist sie von den Wohlfahrtsverbänden für den Seniorenrat bestimmt worden. »Ich habe da zwar kein Stimmrecht, kann aber Anträge stellen und meckern, wenn etwas aus Sicht der Senioren verbessert werden sollte«, sagt sie.
Außerdem moderiert sie, im Wechsel mit zwei weiteren »Kollegen«, das montägliche Erzählcafé des Treffpunkt Alter in Brackwede. Und dort - im Diakonischen Werk - ist sie auch ehrenamtlich für den Frühstücks-Treff zuständig, den der Gesprächskreis pflegender Angehöriger im Gustav-Münter-Haus einmal monatlich anbietet.
In diese Aufgabe ist Hannelore Berger deshalb »hineingewachsen«, weil sie selbst fast neun Jahre lang zu diesem Gesprächskreis gehört hat. Als nämlich 1995 ihr Ehemann schwer erkrankte und nur noch im Rollstuhl oder im Bett sein konnte, war sie plötzlich zu einer »pflegenden Angehörigen« geworden.
»Dabei hatten wir uns unseren Ruhestand eigentlich ganz anders vorgestellt - mit Radtouren und vielen anderen Aktivitäten«, berichtet die 74-Jährige von den damaligen Plänen. »Aber ich habe meinen Mann gern gepflegt. Zumal ich mich mit ihm bis zum Schluss wirklich unterhalten und austauschen konnte«, sagt sie.
Auch von der schweren Augenerkrankung vor eineinhalb Jahren, die sie fast blind hat werden lassen, lässt sich Hannelore Berger nicht unterkriegen. Mit Lesegerät, einer besonderen Fernsehbrille, Laptop und Hörbüchern gleicht sie manche Schwierigkeiten aus.Annemargret Ohlig

Artikel vom 17.12.2004