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»Faust« passt perfekt auf die Ruine

Neue Intendantin der Hersfelder Festspiele stellte ihr Programm vor

Bad Hersfeld (dpa). Die Bad Hersfelder Spiele werden von der übernächsten Saison an drei Faust-Jahre erleben. 2006 solle der erste Teil von Goethes Tragödie auf die Bühne kommen, ein Jahr später der zweite, sagte die neue künstlerische Direktorin, Elke Hesse, bei ihrer Vorstellung.

2008 sollen beide Teile aufgeführt werden. Für 2006 ist zudem Shakespeares »Der Widerspenstigen Zähmung« geplant. Statt eines Musicals wie in den vergangenen Jahren steht Brechts »Dreigroschenoper« auf dem Spielplan.
Faust passe perfekt auf die Bühne in der Stiftsruine, den Überresten einer Kirche aus dem Mittelalter. »Es ist eines der bedeutendsten dramatischen Werke und muss immer wieder einem Publikum erschlossen werden«, sagte die Österreicherin. Als Regisseur ist Kurt Josef Schildknecht im Gespräch, Generalintendant des Staatstheaters in Saarbrücken. Bad Hersfeld solle sich in eine »Faust-Stadt« verwandeln, sagte die 40-Jährige. Angedacht sind Kunst-Objekte in der Innenstadt und Ausstellungen.
Hesse ist in mehr als 50 Jahren die erste Frau an der Spitze der Festspiele. Eigentlich sollte der Österreicher Hans Gratzer Nachfolger des bisherigen Intendanten Peter Lotschak werden, der die Festspiele im nächsten Jahr zum letzten Mal leitet. Gratzer hatte aber wegen einer schweren Krebserkrankung darum gebeten, ihn aus seinem Vertrag zu entlassen. Hesse war unter anderem seine persönliche Referentin am Wiener Theater in der Josefstadt. »Ich werde die Festspiele in seinem Sinne weiterführen«, sagte sie.
Produktionen des scheidenden Intendanten würden nicht übernommen, auch das Ensemble werde neu gebildet. Im Programm solle es »eine große Vielfalt« geben, meinte Hesse. Als neue Leiterin spüre sie einen Druck, unter dem sie jedoch nicht leide. Die Festspiele finanzieren sich zu einem großen Teil aus den Zuschauereinnahmen. Die Auslastung lag in den vergangenen Jahren bei rund 90 Prozent.

Artikel vom 16.12.2004