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Mit Laufschuhen gegen den Krebs

Joey Kelly und zwei seiner Freunde sammeln Geld für die Carreras-Stiftung

Von Dietmar Kemper
Detmold (WB). »Extreme Hitze ist schlimmer«, sagt Joey Kelly und nimmt Nachtfrost bei minus 3 Grad gelassen auf sich. Das achte Kind der weltberühmten Kelly Family ist 100 Meilen durch die jordanische Wüste und 217 Kilometer durch das Tal des Todes in den USA gelaufen. Damit Menschen nicht an Leukämie sterben, lief er gestern für die Carreras-Stiftung durch Bielefeld, Gütersloh und Detmold.
José Carreras sammelt für die Leukämie-Stiftung.

»100 Stunden für Carreras« ist der Wohltätigkeitslauf überschrieben, der Joey Kelly und seine Freunde Holger Schipper (42) und Lan Demiri (42) in vier Tagen von Bochum bis Leipzig führen wird. »Wir werden am Donnerstag abend live in die Fernsehsendung laufen und den Spendenscheck übergeben«, erzählte Kelly gestern beim Zwischenstopp in Detmold. Er empfinde es als »Ehre«, dem spanischen Tenor José Carreras in seinem Kampf gegen den tückischen Blutkrebs zu unterstützen.
Gesponsert wird der Lauf hauptsächlich von der Real SB Warenhaus GmbH in Mönchengladbach, die Spendenaktionen in den 20 Märkten entlang der Wegstrecke organisiert und bereits 40 000 Euro zur Verfügung gestellt hat. Tag und Nacht laufen Kelly, Demiri und Schipper von West nach Ost, durch 16 Städte in vier Bundesländern. Jeder Sportler bewältigt 200 Kilometer: Er ist zwei Stunden auf der Strecke, legt eine Erholungspause von vier Stunden ein, ehe er sich wieder in Bewegung setzt. Im Schnitt will das Trio 8,5 Kilometer in der Stunde schaffen.
»Essen, schlafen, waschen, Sauerstoff tanken«: So nutzt Kelly die Laufpausen. Seit acht Jahren betreibt er Ausdauersport. »Überheblich, wie ich damals war, hatte ich gewettet, einen Kurztriathlon zu schaffen - am Ende bin ich auf allen Vieren ins Ziel gekrochen.« Seitdem feilt Kelly an seiner Kondition und ernährt sich vorbidlich. »Ich esse, was Energie bringt - Bananen statt Burger«, betont er und fischt einen Apfel aus dem Obstkorb im Foyer des Real-Marktes in Detmold.
Während der 30 Marathons und 13 Ironmans hat der 31-Jährige viele Paar Schuhe verschlissen. »Die halten 500 bis 800 Kilometer, dann ist die Dämpfung weg«, weiß er aus Erfahrung. Während Demiri und Schipper im Schatten des Pop-Stars stehen, lächelt Kelly in Digitalkameras und schreibt Autogramme. Die Zeit der kreischenden Teenager sei vorbei, erzählt der Musiker. So wie er seien auch die Fans älter geworden.
Bei den Laufetappen in der Nacht hat Kelly viel Zeit für sich. Begleitet wird er von einem 17-köpfigen Tross, zu dem zwei Physiotherapeuten, ein Arzt und so genannte Fahrradnavigatoren gehören. An der Spitze des Zuges zeigen sie den Läufern den Weg in der Dunkelheit.
Damit Leukämie-Kranke das Licht der Hoffnung inmitten von Verzweiflung sehen, hat José Carreras seit 1995 mehr als 50 Millionen Euro für seine Stiftung gesammelt und medizinische Forschung gefördert. Die ARD-Spendengala wird morgen abend um 20.15 Uhr ausgestrahlt.

Artikel vom 15.12.2004