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Die »Golden Girls« sorgten
für die Hockey-Sensation

Trainer Markus Weise führte das Team zum Olympia-Sieg

Baden-Baden (dpa). Mit ihrem Goldcoup haben die Hockey-Damen für die Sensation bei den Olympischen Spielen in Athen gesorgt. »Das war die überraschendste Goldmedaille überhaupt«, befand NOK-Präsident Klaus Steinbach.

Niemand hatte vorher den Außenseiterinnen, die 1996 in Atlanta (6.) und 2000 in Sydney (7.) im Mittelmaß stecken geblieben waren, einen solchen Triumphzug zugetraut. Beim Deutschen Hockey-Bund (DHB) gab es sogar Notpläne für den Fall, dass Platz 5 und damit die wichtige Optimalförderung verpasst wird. Doch es kam ganz anders: Die »Golden Girls« liefen sogar den wesentlich höher gewetteten DHB-Herren (Bronzemedaille) den Rang ab.
»Wir haben uns in eine Leistung reingesteigert, die so wirklich nicht zu erwarten war. Im Olympia-Turnier hat sich eine Eigendynamik entwickelt, wir waren nicht mehr zu stoppen«, urteilte Markus Weise rückblickend. Zur Auszeichnung als »Mannschaft des Jahres« stellte der Bundestrainer zufrieden fest: »Sie bestärkt meinen ohnehin vorhandenen Stolz auf diese Leistung noch einmal - und sie ist die Krönung eines traumhaften Jahres.«
Der 41-jährige Mannheimer gilt als Vater des Erfolges, will seinen Anteil am Aufschwung aber nicht zu hoch hängen. Allerdings hat es der erst im Sommer 2003 angetretene Nachfolger von Peter Lemmen mit akribischer Arbeit und Vergleichen mit der Weltspitze vollbracht, das größte Defizit bei den spielerisch oft gleichwertigen Deutschen zu beheben: Die Wettkampfhärte. »Meine größte Leistung liegt vielleicht darin, die Mädels davon überzeugt zu haben, sich das Stressprogramm mit mir zu geben. Nur so konnte die Qualität gesteigert werden.«
In Athen hielt der EM-Dritte, der erst über die Qualifikation nach Griechenland gelangte, dem Druck stand: Vor dem letzten Gruppenspiel gegen Südkorea war der letzte Turnierplatz ebenso möglich wie der Olympiasieg.
In Halbfinale und im Endspiel war Weises erstarkte Truppe ihren Gegnerinnen gar mental überlegen; das mussten nach dem Finale auch die als unschlagbar geltenden Niederländerinnen (2:1) eingestehen, gegen die die Deutschen in der Vorrunde (1:4) noch chancenlos waren.

Artikel vom 20.12.2004