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Neue Perspektiven vermittelt

Oberliga-Halbzeit: Interview mit VfB Fichtes Trainer Dr. Jörg Weber

Bielefeld (WB). Halbzeit in der Fußball-Oberliga. Nach den 17 Pflichtspielen der Hinserie gehen die 18 Mannschaften in die wohlverdiente Weihnachtspause. Der Bielefelder Lokalmatador VfB Fichte überwintert mit 21 Punkten auf dem elften Tabellenplatz. Mit Trainer Dr. Jörg Weber führte Sportredakteur Werner Jöstingmeyer das folgende Interview.

Als Sie den VfB Fichte nach zehn Spieltagen übernahmen, hatte die Mannschaft vier Punkte auf dem Konto. Wie haben Sie das Team vorgefunden?Dr. Jörg Weber: Eigentlich in einem sehr guten Zustand. Die Jungs waren willig und haben sich sofort auf meine Vorgaben voll eingelassen.
Was haben Sie spontan verändert?Dr. Jörg Weber: Zunächst habe ich eine klare Aufgabenverteilung vorgenommen und das System abgesteckt. Jeder Spieler erhielt eine Perspektive auf bestimmten Positionen. Damit habe ich das Konkurrenzdenken innerhalb des Teams geschürt.
Ansatzpunkt war doch sicherlich die Defensive. Sie haben das Team schließlich mit 10:29 Toren übernommen. Dr. Jörg Weber: Fast 30 Gegentore nach zehn Spielen waren einfach zu viel. Wenn man das hochrechnet, kommt man nach einer Saison auf fast 100 Gegentore. So viel kassiert nicht mal eine Kreisklassenmannschaft. Auch dieses Problem habe ich deutlich angesprochen und die komplette Abwehrarbeit - vom Angriff bis zur Vierer- oder Dreierkette - besser organisiert. Inzwischen klappt das sehr gut. In den sieben Spielen unter meiner Regie haben wir 13 Tore geschossen, aber nur fünf kassiert. Das kann sich schon sehen lassen.
Ist der Kader für die Oberliga stark genug?Dr. Jörg Weber: Auf jeden Fall. Bergenthal, Reitemeier, Dayangan und auch Belombo sind überdurchschnittliche Oberliga-Fußballer. Mamedov, Möller, Klaßes und auch der junge Basdas haben einen deutlichen Schritt nach vorn getan. Der gesamten Mannschaft gebührt ein Riesenkompliment.
Veränderungen sind also in der Winterpause ausgeschlossen?Dr. Jörg Weber: Das will ich so nicht sagen. Wir haben derzeit 23 Spieler im Kader, aber nur 20 wurden in der Hinrunde eingesetzt. Es kann durchaus sein, dass wir uns von zwei Spielern trennen werden, dafür aber zwei neue hinzu holen.
Um welche Akteure es sich handelt, wollen Sie sicher noch nicht verraten?Dr. Jörg Weber: Da bitte ich um Verständnis. Noch sind die Neu-Verpflichtungen nicht unter Dach und Fach.
VfB Fichte überwintert auf dem elften Tabellenplatz. Was ist in der Rückserie noch möglich?Dr. Jörg Weber: Da bin ich mir nicht sicher. Zumindest dürfen wir nicht zu euphorisch sein. Wir müssen erstmal so schnell wie möglich 40 Punkte holen, um den Klassenerhalt zu sichern. Mit den Amateuren von Schalke und Bochum sowie der SG Wattenscheid 09 warten auf uns dicke Brocken. Auch gegen den SC Verl gewinnt man nicht jeden Tag.
Welche äußeren Bedingungen haben Sie bei VfB Fichte vorgefunden?Dr. Jörg Weber: Ich kannte den Verein vorher gar nicht und hab's mir eigentlich schlimmer vorgestellt. Natürlich sind die Bedingungen nicht so komfortabel wie bei meinem letzten Arbeitgeber, dem SC Verl. In Bielefeld muss ich schon um die Platzbelegung auf dem Kunstrasen an der Ravensberger Straße kämpfen. Dort sollte zumindest von November bis März die Oberligamannschaft ab 18.30 Uhr absoluten Vorrang haben. Der neue Rasenplatz an der Rußheide ist eine gute Lösung. An der Radrennbahn müssen wir sehen, wie wir dort zurecht kommen.
Welche Rolle spielte bei Ihrer Eingewöhnung Ihr Vorvorgänger Mario Ermisch?Dr. Jörg Weber: Mario war anfangs ein willkommener Ratgeber. Als langjähriger Vater des Erfolges kennt er den Verein und die Mannschaft am Besten. Allerdings habe ich auch gelegentlich mit Armin Perrey telefoniert und mich über Spieler informiert. Aus dem Kader kannte ich eigentlich nur Soner Dayangan, mit dem ich in Paderborn gearbeitet hatte.

Artikel vom 15.12.2004