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Gut gebettet mit Optimismus in die Zukunft

Textilhaus Letmade: Tradition bewahren, neue Märkte und Kundenfelder erschließen

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Der alteingesessene Handwerksbetrieb, der Metallbauer, der weltweit exportiert, das exklusive Fachgeschäft in der City: Der Mittelstand ist Rückgrat der Wirtschaft und Garant für die Zukunft. Das WESTFALEN-BLATT stellt in einer Serie erfolgreiche Mittelständler vor. Heute: Textil- und Bettenhaus Letmade.

Der Blick aus dem Schaufenster fällt direkt auf den Kirchplatz. In Schildesches guter Stube ist die Welt noch in Ordnung. Fachkompetenz, Beratung und Service sind für die Kornfelds keine leeren Versprechungen oder hohle Werbeaussagen, sondern gelebter Alltag im Traditionshaus am Kirchplatz. Vater und Sohn, Carlheinz und Welf Kornfeld führen die Firma als dritte und vierte Generation, aufbauend auf einer großen Zahl von Stammkunden und mit neuen Ideen und Dienstleistungen erfolgreich im Wettbewerb.
Die weiße Mercedes-Limousine vor dem Geschäft ist »Kult«. Es ist, wie Carlheinz Kornfeld augenzwinkernd feststellt, bestimmt der einzige Wagen dieser Art mit Dachgepäckträger. Den braucht Kornfeld auch, wenn er Matratzen oder Bettenrahmen zum Kunden transportiert. Wenn es um Kundenzufriedenheit geht, sagen die Kornfelds, unternimmt man auch Überlandfahrten bis hinter Paderborn. Prompte Lieferung, Einbau und Probeliegen über mehrere Tage sind selbstverständlich, weiß Kornfeld.
Im Ladengeschäft an der Stiftskirche bedienen währenddessen langjährige Fachverkäuferinnen ihre Stammkunden bei Textilien, Hauswäsche, Unterwäsche, Gardinen, Krawatten oder Socken. Umfassende Beratung ist selbstverständlich. Viele junge Kunden, berichtet Welf Kornfeld, kommen mit ihren älteren Angehörigen: »Die schätzen Parkplätze vor der Tür und einen ebenen Zugang.« Um die Zukunft ist den Kornfelds deshalb auch nicht bange. Längst haben die pfiffigen Familienunternehmer im Bereich des Arbeitsschutzes an Computerplätzen neue Geschäftsfelder erschlossen, zählen Miele und Schüco zu ihren großen Kunden.
Gegründet worden war die Firma Letmade bereits 1878. Damals hatte der junge Kaufmann Carl Letmade das Geschäft von dem vorherigen Besitzer Felbes Heine übernommen. Der Weg zum Gottesdienst in die benachbarte Stiftskirche ist auch heute nicht besonders weit. Die Zeiten, als (vor 1880) der Laden vor dem Sonntagsgottesdienst bis neun Uhr und von 11.30 bis 14 Uhr noch einmal geöffnet wurde, sind indes lange vorbei. Damals hatten die Gemeinden Theesen, Vilsendorf, Brake und Jöllenbeck zum Kirchspiel Schildesche gehört. Ein großer Teil der Stammkundschaft kommt bis heute aus diesem Bereich. Vorbei sind auch die Zeiten, als bei Letmades noch an Kirmestagen im ersten Stockwerk getanzt wurde. Bis 1907 gab es sogar eine eigene Schankerlaubnis. Heute präsentiert man hier das Bettenstudio und die große Auswahl an Gardinenstoffen. Ruhe bei der Beratung wird von den Kunden besonders geschätzt. Aber auch Kundendienst. Wenn es um die Reinigung von Oberbett oder Gardinen geht, setzen die Kornfelds deshalb auch aufs Tempo. Carlheinz Kornfeld: »Wer auf seine geliebten Daunen nicht verzichten will, bekommt das gereinigte Oberbett bereits am Abend zurück.«
Gereinigt wird übrigens auch im Geschäftshaus neben der Stiftskirche. Wo früher die Familie lebte, gibt es heute modernste Technik und unter dem Dach ein großes Lager. Generationswechsel ist bei den Kornfelds nur eingeschränktes Thema. Vater (70) und Sohn (36) verstehen sich nicht nur im Geschäft bestens, sondern auch auf dem Tennisplatz. Bei Vater-Sohn-Turnieren, amüsiert sich Carlheinz Kornfeld, »räumen wir regelmäßig Schecks und Pokale ab.«

Artikel vom 15.12.2004