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Gratulation zu diesem Ergebnis

Stadt als Denkmal: 10 Jahre UNESCO-Weltkulturerbe Quedlinburg

Von Sabrina Gorges
Quedlinburg (dpa). Es ist wie im Bilderbuch: Malerische Fachwerkhäuser, reich geschmückte Fassaden, schmale Gassen und ein verträumtes Spitzgiebel- und Türmchengewirr. Die gesamte Stadt Quedlinburg ist eine Sehenswürdigkeit.
Blick in eine der alten malerischen Innenstadt-Straßen Quedlinburgs.Foto: dpa

Auf etwa 80 Hektar drängen sich 1300 Fachwerkhäuser aus acht Jahrhunderten aneinander. Dieses einmalige historische Stadtbild wurde am 17. Dezember 1994 in die UNESCO-Welterbeliste der schützenswerten Kulturgüter aufgenommen. Morgen feiert die Stadt im Harz das Jubiläum 10 Jahre Welterbe mit einem Festakt und Konzert.
»Die Altstadt von Quedlinburg ist ein außergewöhnliches Beispiel für eine europäische mittelalterliche Stadt«, begründete die UNESCO 1994 ihre Wertschätzung als Welterbe. »Die Stiftskirche Sankt Servatius mit den Gräbern des ersten deutschen Königs Heinrich I. und seiner Frau Mathilde und dem Domschatz sind architektonische Meisterwerke der Romanik.« Quedlinburg zählt mit 24 000 Einwohnern zu den größten Flächendenkmälern Deutschlands. Im historischen Kern sind 800 Gebäude als Einzeldenkmäler ausgewiesen.
Zu DDR-Zeiten begann die schmucke Fassade in Quedlinburg zu bröckeln. Seinerzeit wurde die Pflege der Bauten vernachlässigt, es waren sogar Abrissarbeiten geplant. Seit 1990 wird die Stadt saniert: Laut UNESCO dürfte das rund 640 Millionen Euro kosten. »Die Erhaltung des historischen Gebäudeensembles ist eine Aufgabe, die auch in den kommenden Jahren eines großen Kraftaufwandes bedarf«, sagt Horst Wadehn, Vorsitzender des UNESCO-Vereins. »Ich habe gesehen, was hier nach der Wende war und kann allen zu dem Ergebnis nur gratulieren.«
Große Probleme bereitet der Schlossberg. Der steil abfallende Sandsteinfelsen, auf dem die Stiftskirche mit ihrem 1000 Jahre alten Domschatz und das Renaissance-Schloss stehen, könnte einstürzen, weil unterirdische Wasseradern ihn aushöhlen. Die Sanierung ist teuer: Nach Expertenschätzung sind bis zu 17 Millionen Euro notwendig. Hilfe kommt von allen Seiten: Zunächst hatte Sachsen-Anhalt 200 000 Euro Soforthilfen bereitgestellt, weitere 3 Millionen wurden bewilligt. Die Bundesregierung und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz wollen insgesamt 5,5 Millionen Euro geben.
Mit der Marke »Welterbe« werden vor allem Touristen in die Harzstadt gelockt. »Dieses Logo hat dazu geführt, dass wir jetzt mehr Übernachtungen und Tagesbesucher haben als vorher«, sagte Bürgermeister Eberhard Brecht. 2003 wurden in den Hotels der Stadt etwa 141 000 Übernachtungen gezählt. Attraktionen gibt es viele. Das »Klopstockhaus« am Fuße des Schlossberges ist das Geburtshaus des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) und beherbergt heute ein Museum. Nebenan zieht es Kunstliebhaber in die Feininger-Galerie, in der expressionistische Werke Lyonel Feiningers (1871-1956) zu sehen sind.

Artikel vom 15.12.2004