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Viele Schritte nach vorn

Klinsmann zog schon vor dem Spiel in Südkorea Bilanz

Busan (dpa). Neues Land, neuer Gegner, neue deutsche Formation: Jürgen Klinsmann plant für das zweite Testspiel der Asienreise am Sonntag (11.00 Uhr/Live-Übertragung ARD) in Busan gegen Südkorea die große Rotation. Aus der Sieger-Elf von Japan soll in der Neuauflage des WM-Halbfinals von 2002 die Hälfte der Feldspieler ausgewechselt werden.

»Wir werden schon variieren und versuchen, die Belastung in Grenzen zu halten«, sagte der Bundestrainer, der sein Personal nach dem Erfolg von Yokohama und der nächtlichen Weiterreise in die südkoreanische Hafenstadt am Freitag ausspannen ließ.
Klinsmann zog eine hochzufriedene Zwischenbilanz der Asientour und seiner noch so jungen Amtszeit. »Lasst uns nur mal ein paar Monate zurückdenken: Wir haben davon gesprochen, dass wir uns Schritt für Schritt weiter entwickeln möchten, und ich glaube, da hat sich wahnsinnig viel getan. Das gibt ein Stückchen Kraft und Stärke«, sagte er: »Es ist toll, dass die Jungs so zielstrebig an der Sache arbeiten.«
Vervollständigt wurde die Reisegruppe am Freitag durch das Stuttgarter Quartett Andreas Hinkel, Kevin Kuranyi, Philipp Lahm und Timo Hildebrand. Mit Ausnahme des Torwarts, der erst zum Abschluss am Dienstag in Thailand eingesetzt wird, soll das Trio am Sonntag dabei sein. Die Debütanten Patrick Owomoyela und Christian Schulz werden dafür ebenso ins zweite Glied rücken müssen wie Lukas Podolski.
Die erste Bewährungsprobe in der Klinsmann-Ära winkt zudem dem Berliner Verteidiger Arne Friedrich, für den Per Mertesacker von Hannover 96 oder Christian Wörns Platz machen muss. Da zudem die Rückkehr vom 4-3-3-Angriffssystem auf die bewährte 4-4-2-Taktik geplant ist, dürfte auch Gerald Asamoah eine Pause erhalten. Auf den vakanten Mittelfeld-Platz spekulieren Bastian Schweinsteiger und Tim Borowski.
»Für uns ist schön zu sehen, dass da schon viel Stärke in dieser Mannschaft ist, dass sich da schon ein Fundament entwickelt hat. Es hat sich ein Mannschaftsgeist, eine Stimmung, eine Atmosphäre entwickelt«, lobte Klinsmann. Demonstrativ betonte der 40-Jährige dabei die Vorbild-Rolle des zuletzt durch sportliche Fehlgriffe und verbale Angriffe in die Schlagzeilen geratenen Oliver Kahn.
»Ich habe vor der Mannschaft gesagt: Oliver, an Dir kann man sich aufrichten. Was auf dich einstürzt, nicht nur die letzten Monate, sondern in gewissen Phasen deiner Karriere, davon können viele andere profitieren«, berichtete der Bundestrainer: »Dass er seinen Mann steht auf dem Platz, steht für uns außer jeder Frage.«
Mehr Gedanken macht sich der Bundestrainer dagegen über die neue Reservistenrolle von Jens Lehmann beim englischen Fußball-Meister Arsenal London. Mit dem Nationaltorhüter habe er bereits vor der Asienreise »länger telefoniert« und über die unerfreuliche Situation gesprochen.
Mit dem Trainer-Kollegen auf der Insel noch nicht. Erst wenn Lehmann über Wochen hinweg nicht mehr bei den »Gunners« zum Einsatz komme, würde er auch mit Arsenal-Coach Arsene Wenger Kontakt aufnehmen: »Dann werde ich Arsene anrufen und nach seinen Beweggründen fragen.«

Artikel vom 18.12.2004