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»Mäntelchen Naturschutz übergestülpt«

Rieselfelder Windel: Einwender fordern neutrales Gutachten über die Bodenbelastung

Brackwede/Senne (pss). Neben dem Wasser- und Grundwasserschutz standen die Rieselfelder Windel im Mittelpunkt des gestrigen A 33-Erörterungstages in der Stadthalle.
Und wie nicht anders zu erwarten, nahmen die Rieselfelder einen besonders breiten Raum ein. Wobei noch nicht einmal die Nähe der A 33-Trasse zur Wohnsiedlung Windflöte die Hauptrolle spielte. Sondern die große Besorgnis der Menschen über den ihrer Ansicht nach »stark kontaminierte Boden« der Rieselfelder, hervorgerufen durch das über Jahrzehnte hinweg eingeleitete Windelabwasser.
»Da liegt vielleicht eine "Bombe" unter dem Boden und wir wissen es nicht,« fordert Barbara Zimmermann von der Umweltschutzinitiative Senne neue Gutachten über die Belastungsfakten, die in das A 33-Verfahren einfließen müssen.
Was bei Ulrich Windhager, Chef des Landesbetriebes Straßen in Bielefeld und »Herr« der Planung, auf wenig Verständnis stieß. Mit der Bodenverunreinigung habe man im Rahmen der A 33-Planung nichts zu tun, zumal man von der Stadt Bielefeld die Aussage erhalten habe, der Boden sei kaum belastet und nach seinem Aushub für Baumaßnahmen - etwa Wälle und Böschungen - verwertbar.
Was Dr. Manfred Dümmer vom Umweltamt bestätigte. Die Bodenfrage der Rieselfelder Windel habe keinen Bezug zum Bau der A 33. Allerdings müsse vor Baubeginn untersucht werden, ob der ausgehobene Boden verarbeitet oder doch entsorgt werden muss. Eine Untersuchung, die Windhager auch zusagte.
Doch die Einwender gaben sich damit längst nicht zufrieden. Zimmermann sprach von dem »Mäntelchen Naturschutz«, das über die noch offenen Fragen der Bodenbelastung gehängt worden sei. Weder Stadt noch die Firma Windel hätten ein Interesse daran, dieses Mäntelchen zu lüften.
Und scharfe Kritik kam von Hans-Jürgen Schardt. Er kritisierte die Stadt, dass die zwei Gutachten aus den Jahren 1988/89 und 1999 zurückhalte und fordert, dass diese Gutachten im Verfahren eingebracht werden müssten. Er bezweifelt grundsätzlich, dass der Boden der Rieselfelder Windel nur so gering belastet sei, wie die Stadt anführt. Dabei verwies er auf ein Gutachten aus Berlin zu den dortigen Rieselfeldern, die nur zu 27 Prozent mit Industrieabwässern belastet wurden.
Dort sei die Konsequenz gezogen worden, dass der Boden für Baumaßnahmen egal welcher Art unbrauchbar, weil stark belastet, ist. Schardt: »In die Rieselfelder Windel wurden 100 Prozent Industrieabwasser eingeleitet.« Wobei die Fläche der Rieselfelder Windel weitaus größer sei, als von der Stadt dargestellt. Mit Industrieabwasser belastete Flächen würden bis unmittelbar an die Windflöte reichen und seien auch im Bereich der geplanten A 33-Auffahrt an der Buschkampstraße anzutreffen.
Ein gänzlich neues und neutrales Gutachten über die Belastung der gesamten Rieselfelder fordert Dr. Heinrich-Wilhelm Buschkamp von der Umweltschutzinitiative Senne. Er will eine ganzheitliche Untersuchung durch ein neutrales Büro. Das vorliegende Material sei zu lückenhaft für ein Projekt wie die A 33.
Eine weitere zentrale Rolle spielte dann das Thema »Einhausung« der A 33 im Bereich der Windflöte. Dies wird sowohl von der Umweltschutzinitiative und von Martin Stenzel vom Landesbüro der Naturschutzverbände als auch von der Stiftung Rieselfelder als unabdingbar gefordert. Als Lärmschutz für die Anwohner, aber auch als Lärmschutz für das Naturschutzgebiet Rieselfelder, wie Stenzel und Matthias Rose und Andreas Krumme von der Stiftung betonten.
Rose präsentierte dazu auch ein Überdachungsmodell in Leichtbauweise, dass die Stiftung zusammen mit der Firma Goldbeck entworfen hat. Dieses Modell - schon einmal vor geraumer Zeit vorgestellt - fand beim Landesbetrieb jedoch keine Gnade. Eine solche Überdachung werde an den strengen Auflagen des Brandschutzes scheitern, wurde ausgesagt. Wobei Ulrich Windhager einmal mehr ausführte, dass eine Einhausung auf Grund der Gegebenheiten nicht möglich und der geplante Schall- und Lärmschutz völlig ausreichend sei und die gesetzlichen Grenzwerte nicht überschreite.
Heinrich Christoph Rohde brachte die Forderung der Anlieger und Einwender dann auf den Punkt: Entweder man rücke mit der Trasse wieder von der Windflöte weg, oder man sorge für eine Einhausung. Anwohnerschutz habe in diesem Fall Vorrang vor Naturschutz.

Artikel vom 15.12.2004