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Eine »privilegierte
Partnerschaft« genügt

EU-Mitglied Türkei im Sinne Europas?


Zur Thema EU-Mitgliedschaft: Nachdem die EU-Kommission die Aufnahme von Verhandlungen mit der Türkei über einen Beitritt zur Europäischen Union empfohlen hat, muss man sich doch ernstlich fragen, ob eine solche Mitgliedschaft wirklich im Sinne Europas liegen kann, zumal sie gegen den Willen der überwiegenden Mehrheit nicht nur der deutschen Bevölkerung, sondern auch der Mehrheit der Franzosen und anderer Länder erfolgen würde. Die Türkei ist historisch betrachtet weder geographisch noch kulturell noch religiös ein Land Europas.
Eine Mitgliedschaft der Türkei in die EU würde daher nicht nur das religiöse Gleichgewicht zu Gunsten der Moslems erheblich verändern; die Türkei würde in einem Jahrzehnt wahrscheinlich das bevölkerungsreichste Land in der EU sein mit all den sich hieraus ergebenden Konsequenzen. Auch wäre die Kostenlast, die bei der Aufnahme der Türkei entstehen würde - man spricht von 30 Milliarden - kaum zu verkraften. Wenn sich die rot-grüne Bundesregierung so stark für eine türkische Mitgliedschaft engagiert, so stecken sicherlich auch wahltaktische Gründe dahinter. Schließlich leben bei uns allein mehr als zwei Millionen Türken, die politisch weit überwiegend rot-grün orientiert sind.
Das alles bedeutet durchaus nicht, dass uns Deutschen nicht an einer engeren Zusammenarbeit mit der Türkei gelegen sein müsste. Dafür würde aber eine »privilegierte Partnerschaft« (unter Einschluss einer Freihandelszone), wie sie von der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel ins Gespräch gebracht wurde, vollauf genügen. Ein Vorschlag übrigens, den sich jetzt auch die französischen Sozialisten offenbar zu eigen machen.
Unsere verantwortlichen Politiker wären gut beraten, wenn sie noch eimal sehr gründlich nachdenken würden, bevor sie eine Entscheidung über eine Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU treffen.HERMANN J. ALBERT34414 Warburg

Artikel vom 24.12.2004