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»Neue« Senner heiß umstritten

Kritik an damaliger Entscheidung der Bezirksvertretung bei A 33-Termin

Brackwede/Senne (ho). Jens Kronsbein, Verhandlungsleiter beim Erörterungstermin zum Bau der A 33, war überrascht: Gestern ging es um den landschaftspflegerischen Begleitplan, um Landschaft und Landschaftsbild. »Eigentlich eher eine Veranstaltung für Fachämter und Behörden. Erstaunlich, dass dennoch so viele »private Einwender« gekommen sind, das Interesse ist offenbar groß«.
»Ohrfeige« für die Bezirksvertretung Senne, die sich seinerzeit für einen Bau Teilneubau der Senner Straße parallel zur Autobahntrasse eingesetzt, das ursprünglich vorgesehene Brückenbauwerk abgelehnt und damit dem Baulastträger zu erheblichen Kosteneinsparungen in Höhe von rund 800 000 Euro verholfen hatte. Die Gremien der Stadt Bielefeld unterstützten diesen Standpunkt.
Durch die Verlegung der Senner Straße, die dann in einen Kreisel (Friedrichsdorfer Straße/Postheide) mündet, befürchtete Martin Stenzel vom Landesbüro der Naturschutzverbände eine Zunahme des Verkehrs in der Postheide, »was als Folgewirkung deren weiteren Ausbau zur Folge haben könnte«. Darin allerdings sah Ulrich Windhager vom Landesbetrieb Straßenbau NRW keinen Sinn, auch wenn für die Postheide ein anderer Baulastträger zuständig sei. Frank Klumpe von der Aktions-und Infogruppe A 33 wollte die Gründe wissen, die die BZV Senne zu ihrer damaligen Entscheidung bewogen habe. Das konnten auch Vertreter der Stadt nicht eindeutig beantworten, Heinrich Christoph Rohde (Grüne), Mitglieder BZV Senne, räumte ein, »dass wir vielleicht einen Fehler gemacht haben«. Die Verlegung der Senner Straße sei explizit kein Wunsch der Bezirksvertretung gewesen, man habe sich damals aber Kostenargumenten nicht verschließen wollen.
Rohde: »Das Thema muss neu aufgerollt werden«. Dem schloss sich auch Alexander von Spiegel (BfB) an: »Wir sollten auf den Neubau der Senner Straße verzichten«. Ein Parallelbau zur Autobahn hat gegenüber der Überführungslösung einen höheren Flächenbedarf zur Folge. »Statt 9 215 Quadratmeter sind das dann rund 13 000 Quadratmeter«, sagte Ulrich Windhager. »Letztlich eine Abwägungsfrage, beide Lösungen haben Vor- und Nachteile«, Letztere sehen vor allem die Landwirte, nachdem Windhager von Überlegungen berichtete, die alte Senner Straße zurückzubauen. Landwirt Heinrich Quakernack: »Das geht überhaupt nicht, dann ist die mit unseren großen landwirtschaftlichen Maschinen nicht mehr zu befahren«. Windhager konterte: »Die abgebundene Senner Straße ist ja nur für Anlieger sowie die Land-und Forstwirtschaft frei, die brauchen keinen Fuß- und Radweg mehr«. Der Rückbau sei ein fragwürdiges Argument, meinte Martin Stenzel. Besser sei es, bei der Trasse der A 33 auf die Dammlage zu verzichten, damit eine kostengünstigere Überführung ermöglichen. Auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h auf der A 33 müsse angesprochen werden.
Davon wollte nun Ulrich Windhager nichts wissen, »nicht nur, weil andere darüber entscheiden, sondern weil dann möglicherweise der Lärmschutz geringer ausfällt«. Die Einsparung gegenüber einem Brückenbauwerk sei schon erheblich, die Mittel könnten unter Umständen zur Verbesserung des Lärmschutzes am »Bockschatz Wald« eingesetzt werden. Und nach Ansicht der Stadt, so Windhager, eigne sich das Gebiet zwischen Autobahn und neuer Senner Straße gut für eine weitere Bepflanzung, führe zu zusätzlichem Lärm- und Sichtschutz.
Jürgen Oppermann, Leiter des Forstamtes Bielefeld, gab zu bedenken, dass eine Brückenlösung dem Wald mehr schade. »Wir sollten den Naturraum so wenig wie möglich beeinträchtigen«.

Artikel vom 16.12.2004