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Zur Adventszeit boomt die
Abzocke mit den Spenden

Betrugsverdacht: Ermittlungen gegen »Unfallhilfeverein«

Bielefeld (hz). Mindestens drei Staatsanwaltschaften und Polizeibehörden in NRW sowie Niedersachsen ermitteln erneut gegen einen Bielefelder »Unfallhilfeverein«. Im Sommer 2002 war die Organisation schon einmal wegen Betrugsverdachtes in das Visier der hiesigen Kripo geraten.

Werber des nach wie vor als gemeinnützig anerkannten Vereins sollen sich als Mitglieder von Feuerwehr und Rettungsdiensten ausgegeben haben, um in diesem Jahr zur Adventszeit mildtätig gestimmten Menschen Spendengelder zu entlocken. Nach mehreren Strafanzeigen aus Ostwestfalen sowie dem Landkreis Hannover ergibt sich für Hauptkommissar Volker Heyne vom für Betrugsdelikte zuständigen Bielefelder Kriminalkommissariat 13 folgendes Bild: Die »Unfallhelfer« vom Verein mit Sitz an der Herforder Straße gaukelten vor, für die Finanzierung von Rettungs- oder Krankenwagen zu sammeln.
Dabei gaben sich die Werber offenbar den Anschein, als seien sie offiziell im Einsatz. Sie sollen, so zitiert Hauptkommissar Heyne aus den Strafanzeigen, im Rettungsdienstdress (rote Jacke, weiße Hose) gekleidet gewesen sein, um hilfsbereite Menschen zum Abschluss einer »langjährigen Förderschaft« von wahlweise sieben, 13 oder 25 Euro Beitrag zu überreden.
»Da wird die Mitleidsmasche geritten«, empörte sich Heiner Hofmann, Geschäftsführer der Bielefelder gemeinnützigen Rettungsdienst-GmbH. Dieser Zusammenschluss von Rotem Kreuz, Johannitern und Arbeiter-Samariter-Bund ist unter Federführung der Berufsfeuerwehr für Rettungs- und Krankentransporte in der Stadt zuständig. Hofmann: »Der Rettungsdienst in Bielefeld ist sauber durchfinanziert über eine mit den Krankenkassen abgesprochene Gebührenordnung. Spendensammlungen gibt es nicht.«
Auch für die Feuerwehr zieht kein Mensch von Haustür zu Haustür und bittet um milde Gaben. »Das machen wir nicht«, so Vize-Wehrchef Rainer Kleibrink.
Und beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), für den die »Unfallhelfer« angeblich hauptsächlich aktiv sind, weiß man von keiner Zusammenarbeit mit dem im April 2002 gegründeten Verein, erklärte ASB-Regionalverbands-Geschäftsführer Ingo Schlotterbeck.
So lautet die Vermutung von Kripo und Staatsanwaltschaft, dass die Beträge aus den »langjährigen Förderschaften« nicht für gute Zwecke eingesetzt werden, sondern in dunklen Kanälen des »Unfallhilfevereins« versickern.

Artikel vom 15.12.2004