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»Lämpchen« geht nicht im Zorn

Handball: Mit Torsten Lampe und Dirk Ellerbrake treten zwei Trainer ab

Von Thomas Bertz
Bielefeld (WB). Am Tag nach seinem Rücktritt als Trainer beim Handball-Landesligisten TuS Brake war Torsten Lampe im Theater und sah eine Geschichte über einen Weihnachtsgeist. Einen solchen hilfreichen Freund hätte er sich auch für sein Team gewünscht. Nach der 33:21-Klatsche in Hüllhorst steckt Brake mit 6:16 Punkten auf Platz zwölf mitten im Abstiegskampf fest und steht ohne sportlichen Leiter da.

»Wir wollten vier Punkte aus den letzten Spielen vor Weihnachten holen«, hatte Lampe als Maxime herausgegeben. Dieses Vorhaben kann nun nicht mehr geschafft werden. Es war aber weniger der Punktverlust, der Lampe zum Rücktritt bewegte. Vielmehr ärgerte sich der Übungsleiter schon seit geraumer Zeit über die mangelnde Trainingsbeteiligung seiner Schützlinge. Der verletzte Braker Mittelmann Torsten Winter bestätigt das: »Die Folgen davon kann man in unserem Spiel genauso sehen, wie am Tabellenstand.« Brake ist Drittletzter der Liga.
»Ich hatte von der Mannschaft Dinge eingefordert, aber es ist nichts zurückgekommen. Da musste ich Konsequenzen ziehen«, erklärt Lampe seinen Rücktritt. Und weiter: »Wir spielen zwar nur Landesliga, aber eben auch nicht Kreisliga C. Da muss man ein bisschen mehr tun.«
Doch damit nicht genug. Lampe bleibt kritisch: »Das, was uns die letzten zwei Jahren stark gemacht hat, fehlte: Nämlich Kampf und Wille. Ich hatte nicht das Gefühl, dass aus der Mannschaft 100 Prozent kommen.«
Bevor nun auch persönliche Beziehungen oder gar Freundschaften unter dem sportlichen Misserfolg leiden müssen, zog der C-Lizenzinhaber die Konsequenzen: Nach sieben erfolgreichen Jahren bei Brake - vier als Spieler, drei als Trainer - geht »Lämpchen«, aber nicht im Zorn. »Ich bin bei der Weihnachtsfeier dabei«, verspricht er. Auch beim wichtigen Spiel gegen den Vorletzten Hille am kommenden Wochenende will er die Daumen auf der Tribüne drücken. »Jetzt ist die Mannschaft in der Verantwortung“, sagt der Ex-Coach. Sein Interimsnachfolger Torsten Winter stellt eine deutliche Forderung: „Gegen Hille muss ein Sieg her.«
Über Lampes Entscheidung ist Winter nicht glücklich: »Mir tut das in der Seele weh. Lämpchens Name steht für den Erfolg von Brake. Es wird schwer ihn zu ersetzen.« Ohnehin glaubt der Routinier nicht, dass der Rücktritt wirklich Erfolg bringt, auch wenn er auf eine Trotz-Reaktion der Mannschaft hofft. »Ich bezweifle, dass sich jetzt die Rahmenbedingungen ändern.« An denen wird übrigens Dirk Mardmöller nicht mehr teilnehmen. Der Kreisläufer, der vor Saisonbeginn zum TuS kam, hat sich wieder abgemeldet. Dem Vernehmen nach schnürt er sich demnächst wieder die Handballschuhe bei seinem Stammverein TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck.
Für den TuS Brake beginnt jetzt die Suche nach einem neuen Trainer, denn Torsten Winter, der die Braker ja bereits als Spielertrainer coachte, wird »Lämpchen« wohl nicht beerben, auch wenn er gegen Hille die Verantwortung übernehmen wird. »Da bin ich noch verletzt. Ich sehe mich aber eher nicht als Dauerlösung auf der Position«, sagt Winter. »Wenn ich fit bin, will ich der Mannschaft auf dem Parkett helfen.«
Einen neuen Coach braucht auch Kreisligist HSG Eintracht Gadderbaum. Hier war es nicht der sportliche Misserfolg, der Dirk Ellerbrake zum Rücktritt beim dritten der A-Liga bewegte. »Persönliche Gründe«, erklärt HSG-Chef Manfred Peiler. Das verwundert etwas nach einem Blick in den aktuellen Kalender der Männer vom Sportpark. Da blickt der Ex-Coach noch optimistisch auf das Projekt Eintracht: »Das musst Du machen«, zeigt »Eller«, dass die HSG eine Herzensangelegenheit für ihn ist. Es spricht vieles dafür, dass es kleine Streitigkeiten zwischen Coach und Spielern gegeben hat. Im ersten Spiel ohne den Trainer gab es zwar einen Sieg, doch Gegner Brake hat Protest eingelegt - mit Aussicht auf Erfolg: Gadderbaum hatte 13 Spieler im Spielbericht eingetragen.
Derzeit ist Peiler auf der Suche nach einem neuen Coach: »Die zwei Spiele vor Weihnachten werden wir in Eigenregie machen, ich hoffe, dann haben wir jemanden gefunden«, sagt der Handball-Chef. Spekulationen, dass das alte Spielertrainergespann Mensendiek/Kleinschmidt wieder belebt wird, weist er zurück: »Die beiden haben sich ja vor der Saison ganz bewusst zurückgezogen.« Die Möglichkeit den Trainer dennoch innerhalb des Vereins zu finden, schloss er aber nicht aus.

Artikel vom 17.12.2004