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Verdienter Ruhestand für Fritz Schulz

Abschlusskonzert in Stieghorst

Stieghorst (ik). Es war sein Abschiedskonzert - am Sonntag dirigierte Fritz Schulz zum letzten Mal den Männerchor »Eintracht« Hillegossen und den Männergesangsverein »Deutscher Sängerkreis« Bielefeld. Daher machte sich am Ende des Adventskonzertes in der katholischen St. Bonifatius-Kirche auch eine wehmütige Stimmung breit, immerhin hatte der Chorleiter seinen Kollegen viele Jahre lang treu zur Seite gestanden.
»Lasst und fröhlich singen, bald ist Weihnachtstag« singen die Männer und stimmen so ihr Publikum erfolgreich auf das bevorstehende Weihnachtsfest ein. Die adventlich geschmückte Kirche ist bis zum letzten Platz gefüllt - fast 500 Zuhörer haben sich eingefunden, um sich von den Stimmen der talentierten Sänger verzaubern zu lassen.
Organist und Orgelbauer Hans-Rüdiger Cremer begleitet den Chor. Bei »Es kommt ein Schiff geladen« und »Mach hoch die Tür, die Tor mach weit« singt die Gemeinde zusammen mit den Sängern. Immer im Mittelpunkt des Geschehens: Fritz Schulz, dem die Freude an seiner Arbeit ins Gesicht geschrieben steht. Voller Energie steht der fast 80-Jährige vor seinem Chor, motiviert und dirigiert, spornt an, gibt Zeichen. Er lebt und liebt die Musik, das sieht man ihm an.
Kein Wunder: Sein ganzes Leben ist bestimmt davon. Schon früh erhielt er Geigenunterricht, erreichte überdurchschnittliches Können. Schon mit 16 Jahren übernahm er seine erste Chorleitung. »Das hat sehr viel Spaß gemacht«, erzählt er. »Ich wurde sogar für eine staatliche Ausbildung an der Musikhochschule ausgewählt. Mein Traum von einem Leben mit der Musik schien zum greifen nah - doch dann hat der Krieg alles zunichte gemacht.« Fritz Schulz wurde 1943 zum Militär einberufen. Für ihn eine schwere Zeit mit Folgen: »Ich war in russischer Gefangenschaft. Dort wurden mir aufgrund einer Verletzung zwei Glieder des Mittelfingers amputiert.« Für einen Menschen, der sein Leben dem Geigespielen gewidmet hat, eine Katastrophe. »Ich dachte, ich könnte nie wieder spielen - doch hier kam mir mein Ehrgeiz zugute. Ich übte so lange, bis es wieder ging.«
Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft fand er im Bielefelder »Deutschen Sängerkreis« einen qualifizierten Männerchor. Dort übernahm er 1965 die Chorleitung, bildete sich selbst weiter und wurde immer erfolgreicher: Er war Leiter und Gründer mehrerer Chöre - wie zum Beispiel dem Kinderchor Altenhagen - die unter seiner Führung nicht selten internationale Erfolge feierten.
Nun tritt er mit dem Stieghorster Abschiedskonzert den verdienten Ruhestand an, aber für einen sehr guten Nachfolger ist gesorgt: Ab jetzt wird der erfolgreiche Sänger und Solist Dieter Holub die Leitung des Chores übernehmen.

Artikel vom 14.12.2004