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Diskriminierung im Alltag: Zwei Rassisten
(Matthias Heidepriem und Jörg Reimers) schikanieren die Mutter (Felicia Weathers).

Aufwühlendes
Porträt löst
Ovationen aus

Glänzende Martin-Luther-King-Story

Von Malte Samtenschnieder
(Text und Fotos)
Brackwede (mcs). Tosender Applaus, Bravorufe und stehende Ovationen. Selbst Stammgäste der »Brackweder Kulisse« waren von der geradezu überquellenden Begeisterung überrascht, mit der die Zuschauer in der ausverkauften Aula der Realschule Brackwede am Sonntagabend die Aufführung der Martin-Luther-King-Story feierten.

Verwunderlich war die Euphorie jedoch nicht. Denn jenseits vom bisweilen ein wenig eintönigen Komödien-Einerlei präsentierte das hervorragend aufspielende Ensemble um Ron Williams an Hand der Leidensgeschichte des Bürgerrechtlers Dr. Martin Luther King Jr. ein aufwühlendes, mit diversen anrührenden Musiktiteln garniertes Porträt der amerikanischen Gesellschaft in den 1950er und 60er Jahren.
»I Have A Dream « - Ich habe einen Traum - durch diese Worte seiner berühmten Rede beim Marsch auf Washington im Jahr 1963 ging Martin Luther King für immer in die Geschichte ein. Doch wer war dieser Mann, der kurz darauf für seinen Kampf gegen Rassendiskriminierung den Friedensnobelpreis erhielt?
Durch in loser Szenenfolge aneinander gefügte wichtige Lebensstationen zeichneten die Darsteller ein ergreifendes Bild des aufrechten »Kämpfers«, der auch in Zeiten, als sein Leben bedroht wurde, nie der von Mahatma Ghandi übernommenen Maxime der unbedingten absoluten Gewaltlosigkeit untreu wurde.
Faszinierend gestaltete sich dabei der gelungene Spagat, mit dem es den Akteuren gelang, das ernste Thema sehr unterhaltsam, manchmal sogar humorvoll, zu verpacken. Allen voran schauspielerte und sang sich Ron Williams als charismatischer Titelheld in die Herzen der Zuschauer. An seiner Seite beeindruckte Felicia Weathers. Ob als fürsorgliche Mutter oder als diskriminierte Seniorin - wunderschön gefühlvoll gestaltete die Sängerin diverse melancholische Gänsehautballaden.
Moralischen »Input« erhielt »ML«, wie er liebevoll genannt wurde, zudem von Daddy King (Theodor Michael) und seiner Frau Coretta (Bibiana Malay). Als Kämpfer an seiner Seite stritten darüber hinaus seine Schwester Christine (Tamara Wörner) sowie die Freunde Ralph Abernathy (Vincent W. Lewis) und Andrew Young (Jonathan Price). Als niederträchtige Gegenspieler in immer wieder neuen Kurz-Rollen machten ihm jedoch Matthias Heidepriem und Jörg Reimers das Leben schwer. Musikalische Impulse erhielt das Ensemble zudem von Michael Ruff am Klavier.
Dass Martin Luther King Jr. auch 36 Jahre nach seiner Ermordung noch einen Platz in den Herzen der Menschen verdient, machten Ron Williams und seine Mannschaft mit ihrer mitreißenden Aufführung eindrucksvoll deutlich. Weltweiten Frieden konnten sie dem Publikum nicht schenken. Dafür luden sie die Besucher jedoch ein, den Wunsch nach einer besseren Welt für zwei Stunden mit ihnen zu träumen.

Artikel vom 14.12.2004