13.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Märchen in der Winterzeit«

Oberliga-Derby: VfB Fichte bezwingt den Favoriten SC Verl mit 1:0

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Weihnachtsstimmung rund um das Stadion Rußheide. Schon vor dem Anpfiff verteilte VfB Fichte rot-weiße Nikolausmützen. Nach dem Abpfiff hatten die Gastgeber dafür drei wertvolle Punkte im Sack. Eingefahren gegen den favorisierten Oberligadritten SC Verl, der das Derby weitgehend dominierte, aber durch einen Freistoß von Soner Dayangan mit 0:1 unterlag.

»Unser Sieg war zwar ein bisschen glücklich, aber unsere Mannschaft hat aufopferungsvoll gekämpft. Deshalb haben wir letztlich auch verdient gewonnen«, bilanzierte VfB Fichtes Fußballchef Rainer Goldmann die flotten letzten 90 Spielminuten vor der Winterpause.
Der SC Verl übernahm von Beginn an das Kommando und machte mächtig Druck. Der kleine Schmidtgal legte Remmert das Leder in den Lauf, doch der Mittelfeldspieler jagte den Ball freistehend in die Wolken. Auf der Gegenseite wurde Bayamba nicht ganz astrain gestoppt. Soner Dayangan schlug den fälligen Freistoß aus halbrechter Position auf den langen Pfosten. Der Ball wurde lang und länger, strich Güven Aydin soeben noch über das spärliche »Haupthaar« und schlug zur Überraschung aller im linken Eck ein. VfB Fichte jubelte, der SC Verl war zunächst geschockt.
Die Angriffswellen der Gäste kamen nun etwas spärlicher. Dadurch konnte sich die Bielefelder Abwehr immer wieder positionieren. Beinahe wäre Dayangan der zweite Streich geglückt. Seinen Freistoß boxte der aufmerksame Keeper Marko Kirchoff vor dem anstürmenden Bayamba Belombo zur Ecke.
Im Gegenzug musste VfB-Schlussmann Yorck Tilmann Bergenthal gegen Rogowski Kopf und Kragen riskieren. Alexander Schiller hatte den Kollegen nach einem Konter mustergültig freigespielt. Schon zum Halbzeitpfiff von Schiri André Stachowski schwarnte SC-Trainer »Manni Niehaus Böses: »Wir müssen unsere Chancen besser nutzen, wenn wir hier gewinnen wollen.«
Nach dem Seitenwechsel brachte Verl mit Ulf Raschke eine echte zweite Spitze. Der Einbahnstraßen-Fußball lief zwar weiter, doch die glasklaren »Dinger« blieben aus. Vor allem Marcel Leenemann wuchs in einer insgesamt starken Abwehr über sich hinaus. Ob beim Kopfball oder am Boden, in den Zweikämpfen blieb der ehemalige Armine immer Sieger. Zudem klärte Abwehrchef Güven Aydin, was zu klären war. In der Nachspielzeit hatte er allerdings mächtig Massel, dass der Unparteiische aus Duisburg ein Handspiel im Strafraum nicht mit einem »Elfer« ahndete. Als endlich der Schlusspfiff ertönte, rissen die »Hüpker« jubelnd die Arme hoch. Sie hatten just die Punkte 15, 16 und 17 unter Dr. Jörg Webers Regie verbucht.
Entsprechend locker kam die Analyse dem neuen Trainer über die Lippen. »Wir haben jetzt insgesamt 21 Punkte auf dem Konto. Das ist die Hälfte, die wir für den Klassenerhalt benötigen«, bezeichnete Weber seinen Einstand zudem als »ein Märchen in der Winterzeit«. Und er bedankte sich artig beim Vorstand des Vereins: »Wir haben eng zusammengearbeitet und schon einiges erreicht.«
Das ehemalige Kellerkind VfB Fichte ist im Mittelfeld der Oberliga angekommen. Zwar gaben die »Hüpker« selbiges im Spiel gegen Verl preis, zwangen aber den Gegner höllisch auf die Konter aufzupassen. Jörg Weber wars ganz recht: »Der SC hat sich nicht bedingungslos geöffnet.«

Artikel vom 13.12.2004