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»Den Leuten sitzt das Geld nicht mehr so locker . . .«

Kunstauktion zu Gunsten der Menschenrechte

Von Uta Jostwerner (Text)
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Zum Ersten, zum Zweiten, zum ... -ĂŠNein, eine Metropole für Kunst und Kenner dergleichen ist Ostwestfalen wahrlich nicht. Dabei kann die regionale Szene laut Dr. Börn Egging, Kunsthistoriker, doch mit »beachtlicher Qualität« aufwarten.

Solche war von regionalen und überregionalen Künstlern und Künstlerinnen am Samstag in der Kunsthalle zwecks Versteigerung aufgeboten worden. Doch Bedarf an originärer Kunst scheint kaum vorhanden zu sein, nicht einmal, wenn die Erlöse einem großen Menschheitsziel, der Durchsetzung und Einhaltung von Menschenrechten dient.
In diesem Jahr feiert amnesty international in Bielefeld sein 35-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass und zur Feier des internationalen Jahrestages für Menschenrechte hatte sich die hiesige Ortsgruppe überlegt, eine Kunstauktion zu veranstalten. Mit dem Ansinnen rannten die Organisatoren in Künstlerkreisen offenbar offene Türen ein. 105 Kunstschaffende stifteten rund 220 Kunstwerke, darunter überwiegend Malerei, aber auch Grafik, Skulptur, Zeichnung und Fotografie.
»40 Prozent der Künstler haben auf eine Gewinnbeteiligung verzichtet und viele wollten lediglich eine Unkostenentschädigung einbehalten«, sagt Güley Polat, Gruppensprecherin der Menschenrechtsorganisation in Bielefeld. Mitstreiter für den guten Zweck fanden sich in zahlreichen ehrenamtlichen Helfern sowie in Jana Schäffer, Harfenistin und Preisträgerin von Jugend musiziert, die die Veranstaltung musikalisch aufwertete. Oder in Bielefelds Hausmeister vom Dienst, Heinz Flottmann, der als Auktionär zwar nur einen (zähen) Posten an den Mann zu bringen hatte, mit bewährt trockenem Humor aber auch nichts reißen konnte. »Nun geh'n se mal ein bisschen aus sich heraus, auch finanziell«, lautete sein einer Kapitulation gleichkommende Rat ans handverlesene Publikum.
Und auch Thomas Sauerland vom Aktionshaus OWL war um seinen ehrenamtlich übernommenen Job irgendwie nicht zu beneiden. Bei hochgeschätzt 50 Kaufwilligen, die im Besitz einer Bieterkarte waren, viel der Hammer nicht all zu oft. »Den Leuten sitzt das Geld einfach nicht mehr so locker«, bilanzierte Matthias Rodenburg von amnesty international. Posten Nr. 55, ein Diptichon von Alexandra Fuhrmann, ersteigerte Sauerland für 75 Euro gar selbst.
Immerhin, im niedrigpreisigen Bereich unter 100 Euro kam hier und da doch noch Bewegung ins Bieterspiel.
Und unterm Strich kamen trotz der schlechten Resonanz noch rund 6000 Euro in die amnesty-Kasse. Mehrfachverkäufe vorzuweisen hatten zudem Roland Fuhrmann, Marisa Rosato, Wolfgang Waesch, Peter Wittmann, Imke Brunzema, Hermine Oberück und Heide Fernandes da Silva.

Artikel vom 13.12.2004