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Parksünder lag
im Krankenbett

Motorradfahrer fühlt sich geleimt

Von Uwe Koch
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Als pensionierter Beamter des Versorgungsamtes kennt Peter Weiss die Irrwege einer Verwaltung. Dass der 60-jährige Bielefelder jedoch 15 Euro Bußgeld für eine Ordnungswidrigkeit zahlen soll, die er nicht begangen haben kann, erbost ihn sehr: »Mein Motorrad soll vor der Zulassungstelle gestanden haben. Da lag ich jedoch verletzt im Bett«, sagt der Zweiradfahrer.

Fakt ist, dass Peter Weiss am 17. Juli einen schweren Unfall erlitt: Ein Autofahrer kollidierte mit dem Motorrad des Senners in Schloß Holte. Weiss hatte keine Schuld, trug jedoch schwerste Beinverletzungen davon. »Wochenlang habe ich im Bett gelegen. Vom Schienenbein waren die Muskeln abgeschert.«
Danach stand seine demolierte 125er Kreidler und die125er Kymco Hipster seiner Ehefrau - auch diese Maschine ist auf Peter Weiss zugelassen - in der Garage. Die Motorradsaison 2004 fand ohne den Bielefelder statt.
Um so überraschter (und damals noch belustigt) war der Pensionär, als am 25. September ein Bußgeldbescheid der Stadt Bielefeld ins Haus flatterte: Angeblich habe die Kymco - amtliches Kennzeichen BI - A 240 - am 5. August um 11.50 Uhr vor der Zulassungsstelle an der Großen Kurfürstenstraße gestanden. Peter Weiss: »So ein Blödsinn. Niemand ist gefahren. Die Maschine stand zu meinem Leidwesen in der Garage. Ich lag im Bett, Meine Ehefrau hat mich gepflegt.«
Peter Weiss legte Widerspruch gegen den Bescheid ein, beantragte eine gerichtliche Entscheidung. Eine Formulierung, die er heute bereut: Eine Richterin des Amtsgerichts wies den Antrag im besten Behördendeutsch »aus zutreffenden Gründen« ab. Es gebe »keinen vernünftigen Zweifel an dem Parkverstoß«. Hätte die Juristin doch nur den Briefverkehr zwischen der Stadt Bielefeld und dem vermeintlichen Falschparker genauer studiert, hätte ihr eine wichtige Ungereimtheit auffallen müssen: In keinem Schreiben der Bußgeldstelle ist weder von einem Motorrad die Rede, noch ist gar die Marke des Zweirades notiert worden. Der Verkehrsüberwachungsdienst schrieb lediglich nebulös, an der Zulassungsstelle habe ein »Fahrzeug« gestanden.
Peter Weiss` Bemühungen, einen Rechtsanwalt einzuschalten, scheiterten von vornherein. »Der Jurist meinte, das sei aussichtslos und koste nur 300 Euro.« Peter Weiss hat jetzt insgesamt 20,60 Euro - 15 Euro Bußgeld und 5,60 Euro »Auslagen« - an die Stadt Bielefeld überwiesen. Sein Kommentar: »Ich empfinde es als unglaublich wie diese Kommune Geld scheffelt. Hätte ich den Parkverstoß wirklich begangen, hätte ich anstandslos und ohne zu murren bezahlt. Jetzt habe ich ein ganz miserables vorweihnachtliches Gefühl . . .«

Artikel vom 13.12.2004