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Albrecht Lämmchen kennt sie alle: Die Mannschaftsaufstellungen vor den Heimspielen seines DSC Arminia in der SchücoArena stets als erster Offizieller, die Trainer der diversen Gastmannschaften sowieso. Vom Gentleman Hitzfeld bis zum Poltergeist Nevio Scala reicht Lämmchens Spektrum, wenn er aus dem Alltag eines Vollblutarminen erzählt. Nach 57 Jahren Vereinszugehörigkeit und mehr als 46 Jahren im Ehrenamt für seinen DSC ist noch lange nicht Schluss, findet der Mann mit seinen 65 Jahren, der auch 2005 quirlig seinen Job im und um das Stadion erledigt, der in schöner Tradition die regelmäßige Pressekonferenz nach den Spielen eröffnet und den Trainern das Wort erteilt mit dem klassischen Satz: »Bitte geben Sie uns Ihre Sichtweise des Spiels.«
Für den DSC ist Lämmchen ein Stück Urgestein. Nach Bielefeld gekommen war der gebürtige Schlesier kurz nach dem Krieg als siebenjähriger Knirps. Heute fühlt sich der Mann aus Jöllenbeck als waschechter Westfale, der es im Gerling-Versicherungskonzern bis zum Direktor für das Industrieversicherungsgeschäft brachte. Bei Gerling verabschiedete sich Lämmchen bereits in den Ruhestand. »Bei der heutigen Fülle an Aufgaben für die Arminia frage ich mich manchmal, wie ich den Gerling-Job auch noch geschafft habe«, erzählt Lämmchen, der zu Zeiten seiner Berufstätigkeit hunderttausende Kilometer gefahren hat, zwei Büros in Bielefeld und Dortmund unterhielt und von Konferenz zu Besprechung eilte und umgekehrt.
So wie die Arminia Bielefelds größer Werbefaktor und populärstes Stadtmarketing mit 22 Fußballwaden ist, gehört Lämmchen zu den wichtigen Menschen bei Arminia. Ein Verein braucht Menschen wie ihn, sagen seine Weggefährten, sprechen von der richtigen Mischung aus wirtschaftlichem Sachverstand, Verhandlungsgeschick und auch noch dem erforderlichen Quäntchen Zeit.
Albrecht Lämmchen lebt Arminia nicht allein, sondern zusammen mit Ehefrau Heidi. Die hat, wie der Ehemann mit berechtigtem Stolz feststellt, bereits 40 zumeist prominente neue Mitglieder für den Fußballverein geworben. Letztes »Opfer« ihrer Begeisterung und Überzeugungskraft: SPD-Fraktionsgeschäftsführer Hans Hamann. Den warb sie auf der jüngsten Weihnachtsfeier des DSC. Arminia zu leben heißt für die Lämmchens auch, zu möglichst vielen Auswärtsspielen gemeinsam zu fahren. Auf die Fahrt nach Wolfsburg verzichtet der Jubilar denn auch nur, um rechtzeitig zum großen Tag bereits im weihnachtlich geschmückten Manhattan zu sein.
Lämmchens aktive Fußballzeit in Bielefeld ist schnell bilanziert. Nach zwei Serien beim ESV Bielefeld hängte er die Schuhe an den berühmten Nagel und konzentrierte sich fortan auf Aufgaben am Regiepult und in der Organisation. Weil der begeisterte Wandersmann und Hobbyradler einen guten Draht zur Jugend hatte, arbeitete er zunächst als Jugendbetreuer, war parallel für die Versicherungswirtschaft viele Jahre als ehrenamtlicher Prüfer für Kaufleute und Fachwirte tätig.
Rund um die traditionsreiche Alm fehlten Lämmchen nie die Worte, nicht einmal in Krisenzeiten des Vereins, die der engagierte Ehrenamtler ebenso entschlossen miterlebte wie die Höhepunkte in Abstiegs- und Aufstiegszeiten. Sprachlos war Lämmchen auch nie, schließlich arbeitete er als Vorgänger von Lothar Butkus als Stadionsprecher.
In offizieller Mission für seinen DSC ist Albrecht Lämmchen übrigens erst seit 17 Jahren tätig - im Verwaltungsrat. In den Stunden der größten Not war es für ihn selbstverständlich, dem neuinstallierten Gremium beizutreten und die Weichen Richtung Zukunft zu stellen. Und genau dorthin fährt der DSC momentan nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich. Albrecht Lämmchen sieht den Glanz der Profis in der SchücoArena mit großer Freude. Und ist doch ein Stück weit für sich zurückgekehrt zu den Wurzeln, bei den Amateuren. Lämmchen gehört dem Vorstand des eingetragenen Vereins Arminia e.V. an - kümmert sich um die Abteilungen neben dem Profifußball. Der westfälische Fußball- und Leichtathletikverband hat ihn dafür gerade mit der Goldenen Verdienstnadel ausgezeichnet.

Artikel vom 11.12.2004