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Zum Kellnern auf die Insel Wangerooge

Die Jobs der Professoren (Folge 5): Psychologin Elke Wild


Bielefeld (sas). Auch viele der Professoren von heute kamen während ihres Studiums nicht ohne Job über die Runden. Zu denen, die regelmäßig arbeiteten, gehörte auch Prof. Dr. Elke Wild, die an der Universität Pädagogische Psychologie lehrt.
Zu den Jobs, an die sie sich gerne erinnert, gehört das Kellnern auf Wangerooge. »An meiner Hochschule - damals Mannheim - gab es einen Vermittlungsservice, über den ich die Stelle bekommen habe«, erzählt sie. Acht Stunden am Tag hat sie Kaffee, Cola oder Schnitzel serviert. »Das lohnte sich schon, besonders lukrativ waren aber die Trinkgelder«, lacht sie. Diese Erfahrung hat Elke Wild bis heute geprägt: Sie gibt großzügig Trinkgelder - »wenn die Bedienung wirklich gut war«.
Ebenso aber hat die Psychologin in ihrer Heimatstadt Oberhausen an der Kasse von Supermärkten gearbeitet, hat unentgeltlich im Behindertenkindergarten geholfen oder gegen Lohn an der Blinden-Studienanstalt in Marburg Kinder und Jugendliche betreut. Beeinflusst hat sie auch die Arbeit in der Psychiatrie, in einer geschlossenen Langzeitstation für Frauen in Kappeln bei Marburg: »Als ich gesehen habe, wie wenig therapeutisch läuft und auch nur laufen kann, wußte sich, dass ich keine klinische Tätigkeit mehr wollte.« Auch das Erleben schwerer klinischer Symptome bis hin zur urplötzlichen Selbstverletzung fand die Studentin belastend.
Auf andere Weise lehrreich war aber auch ein Job, den sie für eine Freundin in Düsseldorf übernommen hatte: »In einer Fabrik, die Seile herstellte, musste ich acht Stunden lang Seile einrollen. Das Problem war dabei weniger der lahme Arm, sondern mit der Langeweile fertig zu werden.« Hilfreich war, die anderen Frauen zu beobachten, zu sehen, wie sie sich arrangierten.
Richtig gut ging es der angehenden Psychologin während der letzten drei Studienjahre: Sie arbeitete an der Universität Marburg als studentische Hilfskraft. »Das bot zudem einen Einblick in das Leben eines Forschers.« Und offenkundig fand sie diese Arbeit so anregend, dass sie diesen Weg dann auch einschlug.

Artikel vom 30.12.2004