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Das Wissen in die Praxis einbringen

Biologen ins Gesundheitszentrum

Von Sabine Schulze
Bielefeld (WB). »Wir wissen heute, wie der Mensch lernt, wie das kindliche Gehirn nach der Geburt von der Umwelt geprägt wird oder wie Drogen auf das Gehirn wirken«, sagt Dr. Jörg Neddens. Dieses Wissen möchte der Biologe umsetzen in praktische Prävention.

Deshalb wollen sich die Neuroanatomen der Universität unter Leitung von Prof. Dr. Gertrude Teuchert-Noodt am Gesundheitszentrum Werther beteiligen.
Eine GmbH, die das Gesundheitszentrum betreibt, ist bereits gegründet. Ihr Geschäftsführer ist Hans-Werner Ringstmeyer, die 15 Gesellschafter sind niedergelassene Fachärzte und andere Leistungserbringer im Gesundheitswesen - vom Orthopädiefachgeschäft bis hin zur Servicegesellschaft des Lukas-Krankenhauses in Bünde. Ende 2005 soll das Zentrum quasi als Nachfolgeeinrichtung des Krankenhauses Werther an den Start gehen - mit den Uni-Wissenschaftlern.
»Wir möchten mit einem Zentrum für Prävention und Rehabilitation in das Gesundheitszentrum einziehen«, erklärt Teuchert-Noodt: Raus aus dem akademischen Zirkel in die praktische Arbeit. Mit dabei werden neben Neddens noch die Biologin Dr. Andrea Busche sowie die Sportwissenschaftlerin Prof. Dr. Elke Zimmermann und wahrscheinlich ein Dozent von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften sein.
»Unsere Idee ist, Fortbildungen für Ärzte, Therapeuten, Lehrer und Erzieher anzubieten, außerdem Patienten und Angehörige zu beraten und Krankheitsbilder aus wissenschaftlicher Sicht zu erklären, damit übergeordnete Bezüge hergestellt werden können«, erläutert Neddens. Gemeinsam sollen zudem mit Eltern und Erzieherinnen Programme für kleine Gruppen entwickelt werden. Früherkennung und -behandlung von Auffälligkeiten, so Teuchert-Noodt, sollten zudem ein Schwerpunkt sein. »Die Hyperaktivität zum Beispiel wird in aller Regel erst im Schulalter erkannt und behandelt - wenn eine Prägung schon erfolgt ist. Womöglich ist sie aber eher in den Griff zu bekommen.«
Elke Zimmermann möchte sportmedizinische Erkenntnisse mit Prävention koppeln. Ihr schwebt zudem eine wohnortnahe Rehabilitation von Patienten nach Herzinfarkt oder Klappenoperation vor. »Man kann diesen Menschen helfen, gezielt und individuell zu trainieren.« Generell sei es sinnvoll, die Nachsorge im familiären Umfeld zu verbessern und die Familien einzubinden. Die Wissenschaftler hoffen auf eine Anschubfinanzierung durch das Forschungs- oder Gesundheitsministerium und auf Mittel für Präventionsmaßnahmen von Krankenkassen. Insgesamt betragen die notwendigen Investitionen für das Gesundheitszentrum etwa zwölf Millionen Euro, die, so Ringstmeyer, durch einen Investor abgesichert sind.

Artikel vom 17.12.2004