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Rallye zwischen Baumstämmen

Selbst echte Wald-Menschen fühlen sich im Museum wie zu Hause

Bielefeld (bp). Aus dem Naturkundemuseum »namu« im Spiegelschen Hof ist ein Wald geworden: Baumstämme, Halbdunkel, acht Hütten. Morgen, Samstag, 15 Uhr, wird die Ausstellung »Wald-Menschen« eröffnet.

Sie ist, so Ausstellungsmacher Jürgen Wolters (»Museumsreif!«) ein Plädoyer für den Erhalt von Mischwäldern, sie soll zeigen, dass der Wald eine essentielle Bedeutung habe für die medizinische Versorgung und die Ernährung des Menschen, kurz: Wer die Ausstellung besucht hat, der werde den Wald mit anderen Augen sehen.
Vor allem aber soll »Wald-Menschen« die wichtigste Besuchergruppe des »namu« begeistern: Kinder. Jürgen Wolters: »Wir haben nicht gefragt: 'Haben wir noch etwas für Kinder?' sondern umgekehrt: Es ist eine Schau für Kinder, bei der auch Erwachsene viel lernen können.« Und das mit Spaß. Schließlich, so Museumschefin Dr. Isolde Wrazidlo, sei »Wald-Menschen« eine Mischung aus Ausstellung und Waldrallye.
Die Themenbereiche sind auf acht Waldhütten verteilt. jede dieser Hütten birgt ein Rätsel, das Kinder leicht lösen können, wenn sie sich auf den Wald einlassen. Am Ende der Ausstellung - sie dauert bis zum 29. Mai 2005 - werden unter allen, die den Rätselbogen ausgefüllt haben Preise ausgelost: Kindergeburtstag im Museum, eine Familienführung durch die »namu«-Sammlungen, ein Nachmittag im Tierpark Olderdissen, Eintrittskarten für den Zoo Osnabrück oder abendliche Tierbeobachtungen mit einem erfahrenen Jäger.
Wer aufpasst, so Isolde Wrazidlo, der ist nach dem Besuch der Ausstellung - der letzten in der OWL-weiten Reihe »Mahlzeit!«, an der sich 40 Museen beteiligt haben - »selbst ein richtiger Waldmensch«. Denn Wald, so Wolters, sei nicht nur Holz. So sind die meisten der 7000 für die Ernährung nutzbaren Pflanzenarten in den Wäldern tropischer Länder beheimatet: Kartoffeln, Mais, Reis, Bananen, Orangen, Ananas, Pfeffer, Ingwer, Zimt, Kakao, Kaffee, Tee. . . Ñ sie alle sind ursprünglich Waldpflanzen. Der Wald sei zudem »Apotheke«: 40 000 Heilpflanzen weltweit wachsen im Wald, 2000 davon in Europa, 440 in Deutschland.
Jürgen Wolters bedauert: »Das Wissen um die Nutzung der Wälder als Nahrungsgrundlage ist fast verloren gegangen, findet sich allenfalls noch in Märchen und Mythen.« Und zum Beispiel in einem Buch, das Waldindianer nicht geschrieben, sondern gemalt haben. Und dessen Bilder auch ein Teil des Rätsels sind.
Geplant ist im Rahmen der Ausstellung ein umfangreiches Rahmenprogramm: Eines davon ist »Anna und Das Eichhörnchen«, eine Mitmachgeschichte für Vorschulkinder. Informationen Telefon 0521/516734.

Artikel vom 10.12.2004