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Arminia schließt das
Kapitel Rainer Ludwig

Bundesligist entlässt Aufsichtsrat wegen Indiskretionen

Von Michael Diekmann
und Manfred Matheisen
Bielefeld (WB). Rote Karte für Rainer Ludwig (59): Die Hauptversammlung der Arminia Bielefeld GmbH & Co. KGaA hat ihrem Aufsichtsratsmitglied Ludwig einstimmig mit sofortiger Wirkung das Mandat entzogen. Ehrenrat und Verwaltungsrat des Vereins haben den Schritt einhellig begrüßt. Als Grund für den Rauswurf gelten seit Monaten schwelende Unstimmigkeiten zwischen den Führungsgremien und Ludwig.

Angekündigt hatte sich die Trennung bereits am Mittwoch: Während sich im Business-Club der Schüco-Arena ein ausgesuchter Kreis von Funktionären und politischen Würdenträgern eingefunden hatte, um der Auszeichnung von DSC-Präsident Hans-Hermann Schwick mit der Leineweber-Medaille des Verkehrsvereins beizuwohnen, lag die Munition für die Abberufung Ludwigs bereits in gedruckter Form auf einem der Stehtische: die Äußerungen Ludwigs in der bundesweit erscheinenden Fachillustrierten »SportBild« zu den anstehenden Vertragsverhandlungen mit Erfolgstrainer Uwe Rapolder und dem sportlichen Geschäftsführer Thomas von Heesen. Ein Insider: »Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht.«
Eine Entscheidung in dem seit geraumer Zeit schwelenden Dauerkonflikt zwischen Ludwig und den DSC-Gremien war von Szene-Kennern schon lange erwartet worden. Zu oft fühlten sich die Führungsgremien von Indiskretionen düpiert. Zudem schwirrten Gerüchte durch Bielefeld, der Erste städtische Beigeordnete strebe das Amt eines hauptberuflichen Arminia-Präsidenten an. Die Amtszeit des Wahlbeamten endet im Mai 2006. Eine Wiederwahl erscheint aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Rathaus ausgeschlossen.
Ausgerechnet in der ohnehin hochsensiblen Phase der Vertragsverhandlungen zitierte die Fachillustrierte Rainer Ludwigs Ausführungen. Er hatte damit gegen alle Spielregeln im Verein verstoßen: Themen aus dem Aufsichtsrat sind geheim, Auskünfte darf nur der Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende Schwick erteilen.
Hans-Hermann Schwick mochte sich gestern nicht im Detail äußern, sagte aber auf Anfrage: »Wenn Reibungen im Aufsichtsrat zu stark werden, muss man die Zusammenarbeit beenden.« Gleichzeitig bestätigte der Präsident, dass die jüngsten Verlautbarungen Ludwigs entscheidende »Mosaiksteine« im Gesamtbild waren. Schwick: »Ich möchte aber in der Sportsprache bleiben und keineswegs nachtreten. Deshalb gibt es von mir keine Einzelheiten.« Unbestritten indes seien Ludwigs Verdienste als Verwaltungsrat des Vereins in schwierigen sportlichen und wirtschaftlichen Zeiten.
Auch Rainer Ludwig hielt sich gestern bedeckt, »um die Vorbereitung der Mannschaft auf das schwere letzte Hinrundenspiel am Sonntag in Wolfsburg nicht zu stören«. Offenbar aber sei »einigen der sportliche Erfolg zu Kopf gestiegen«, sagte er. Dass die Vertragsverhandlungen mit Thomas von Heesen auf einem guten Weg seien, freue ihn: »Ich habe ein Scherflein dazu beigetragen.« Für Montag kündigte Ludwig eine Pressekonferenz an: »Da werde ich deutliche Worte sagen.«
Mit viel Fingerspitzengefühl war es Arminia am Mittwoch gelungen, den großen Eklat just zur Verleihung der Leineweber-Medaille zu verhindern. Die Stimmung im Business-Club war eisig. Anstelle des gemütlichen Essens hatte Schwick im Anschluss an die Verleihung mit seinem Gremium das Thema Ludwig in der Geschäftsstelle aufgearbeitet und zum Abschluss gebracht. Bielefelds Werbeträger Nummer eins, der DSC Arminia Bielefeld, hat mit der Personalie Ludwig nunmehr in der Organisationsstruktur für klare Verhältnisse gesorgt.
Rainer Ludwig war stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des DSC Arminia GmbH & Co. KGaA (auf Aktien). Dahinter verbirgt sich das Wirtschaftsunternehmen Arminia mit mehr als 100 Festangestellten und der Lizenzabteilung (Profifußball). Der neunköpfige Aufsichtsrat ist das Kontrollgremium der Geschäftsführung mit Roland Kentsch (Finanzen) und Thomas von Heesen (Sport). Parallelstruktur bei Arminia (2600 Mitglieder) ist der Amateurverein e.V. mit Präsident Schwick und verschiedenen Abteilungen.

Artikel vom 10.12.2004