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Immer eine große Sache


Zu dem Artikel »Seifenkisten rasen durch das Johannistal« ging die Zuschrift eines Lesers ein, der in den sechziger Jahren selbst an einem solchen Rennen teilgenommen hat.:
Die Halteblöcke auf der Startrampe versanken und ab ging die wilde Fahrt nach Punkten und Titeln. So erlebte ich 1963/1964 als junger Seifenkistenfahrer den Lauf um den »Großen Opel Preis« im Johannistal.
Es war schon eine gewaltige Anstrengung und Aufregung, bis man mit seinem Rennauto vor den Startblöcken auf der hölzernen Startrampe stand. Voraussetzung war unter anderem ein Test in schriftlicher Form, der im Ratskeller durchgeführt wurde. Geprüft wurde dies alle von den Männern der Polizei, des ADAC und der Schulen. 99 Fahrer wurden dann für das von der Adam Opel AG (Opel Hagemann) und dem WESTFALEN-BLATT gesponserte Rennen nominiert und duften somit am Bielefelder Seifenkistenrennen im Johannistal teilnehmen.
Zunächst bekam jeder Rennfahrer die Grundausstattung für sein Gefährt, bestehend aus vier leicht laufenden Rädern mit ihren Achsen, der Lenkvorrichtung sowie Stahlseilen für Lenkung und Bremse. Dies Teile mussten verwendet werden und man dufte sie nicht verändern. Karosserie und Verkleidung wurden aus Holz gebaut, wobei immer die Bauvorschriften beachtet werden mussten. In der Molkerei Bielefeld wurden dann die Startnummern vergeben.
Einen Tag vor dem Rennen unterlagen die Rennkisten einer genauen Untersuchung, ähnlich dem TÜV. Vor allem Bremsen und Lenkung wurden peinlich genau untersucht. Hier musste unter Schweißausbrüchen und Zeitnot so manches Teil nachgebessert werden. Waren auch diese Hürden genommen ging es dann am Sonntag an den Start.
Die Kiste musste eigenhändig, mit Hilfe der Familie, parallel zum Johannistal durch den Wald bis zu jener hölzernen Startrampe Dornberger Str./Johannistal geschoben werden. Saß man endlich vor den Startblöcken im Wagen, waren alle Anstrengungen wie weggeblasen, dafür aber die Nerven höchst angespannt. Ab ging die Reise. Einige waren superschnell, andere fuhren in Schlangenlinien über alle drei Bahnen. Auf der Strecke blieben nur wenige. Die ersten drei Sieger durften nach Duisburg zur Landesausscheidung; die nächste Station war die Bundesausscheidung. Der Sieger dieser Ausscheidung durfte dann in die USA reisen.
Für die Bielefelder war ein Seifenkistenrennen immer eine große Sache. Daher finde ich die Idee von Herrn Holtkamp und der Bielefeld Marketing GmbH sehr gut und wünsche viel Erfolg bei den Vorbereitungen und der Durchführung zu diesem schon damals über die Bielefelder Grenzen hinaus bekannten Ereignis. Im übrigen war ich 1963 für das WESTFALEN-BLATT und 1964 für die Fa. Thomas und Kurzberg am Start.
WOLFGANG MARKMANNBielefeld

Artikel vom 09.12.2004