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Keine »Schwanenschwemme«


Zu dem Beitrag »Der Höckerschwan« in der WESTFALEN-BLATT-Serie »Was fliegt denn da« kommentiert ein Leser eine am 6. Dezember veröffentlichte Zuschrift.
Diese Aussagen können für einen »richtigen Naturfreund« nicht unkommentiert bleiben. Der Autor hat recht, wenn er behauptet, dass Höckerschwäne während der Brutsaison aggressiv sind. Das ist deren Überlebensstrategie, ansonsten würde so manch natürlicher Räuber - und dazu gehören wir Menschen in Parks dazu - die Brut stören oder zerstören. Die Aggressivität außerhalb der Brutzeit lässt sich leicht mit Futterneid erklären: Der Stärkste bekommt bekanntlich am meisten Weißbrot!
Zur Information: In Bielefeld gibt es weder Grau-, noch Kanadagansbruten - und die Nonnengans brütet in der russischen Tundra - deren Küken werden wohl kaum angegriffen. Dass Höckerschwäne die eigenen Jungen und andere Schwäne aus dem Brutrevier (auch außerhalb der Brutsaison) vertreibt entspricht dem Verhaltensmuster - wir Menschen sind da nicht viel anders!
Richtig ist auch, dass der Höckerschwan jagdbares Wild ist. Fraglich ist nur, warum er den Höckerschwan bejagen möchte. Dieses schöne grazile Tier haben wir doch nicht in unsere Parks geholt, damit wir es dort bejagen. Falsch ist es auch, dass es nur noch Parkvögel gibt - das war in den 50er Jahren. Zu dieser Zeit war der Höckerschwan in Deutschland ausgestorben und wurde erst durch Auswilderungen wieder angesiedelt. Heute gibt es in Deutschland wieder eine große Population von Schwänen, »die sich nicht füttern lassen«. Falsch ist es jedoch, dass es eine Schwanenschwemme gibt. Vor allem in Bielefeld gibt es nicht mehr als 25 Höckerschwäne, wobei mir nur zwei erfolgreiche Bruten bekannt sind. Da kann man nicht von einer Schwemme reden.
Übrigens ist der Höckerschwan ein mitteleuropäischer Vogel - im rauen Osten und Norden kommen die verwandten Sing- und Zwergschwäne vor. Und so richtig prächtig vermehren kann der Höckerschwan sich hier auch nicht. Die Überlebensrate von Jungschwänen ist äußerst gering.
FRANK RIEKENBielefeld

Artikel vom 09.12.2004