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Nette Welt der
Superhelden

»Die Unglaublichen« überzeugen


»Unglaublich« ist genau das Wort, das einem zum Film »Die Unglaublichen« ständig einfällt. Die Geschichte einer Familie von Superhelden glänzt mit perfekten Bildern, rasanten Szenenwechseln und kristallklarer Optik - die Macher von »Findet Nemo« aus dem Studio Pixar haben sich erneut selbst übertroffen.
Es ist das erste Mal, dass in einem animierten Pixar-Film Menschen und nicht Spielzeuge oder Tiere die Hauptrolle spielen. Und zugleich ist es ein Bruch mit der bisherigen Tradition, handelt es sich doch bei den »Unglaublichen« um einen vollwertigen Actionfilm mit Explosionen, Verfolgungsjagden und durchaus erwachsenentauglichem Humor.
Schon der Einstieg in die Geschichte ist tiefgründiger als man das aus Hollywood-Filmen mit realen Helden kennt: Mr. Incredible, der »unglaubliche« Superheld mit außerordentlichen Kräften, wird von undankbaren Geretteten verklagt, und schließlich müssen alle Superhelden weltweit anonym als ganz normale Menschen leben und dürfen nicht mehr von ihrer Gabe Gebrauch machen. Doch die erzwungene Geheimnistuerei zerrüttet den Familienfrieden: Mr. Incredible hat eine »Arbeitskollegin« geheiratet - Elastigirl, eine attraktive junge Frau, die sich wie ein Gummiband dehnen kann. Auch ihre Kinder haben es in sich: Tochter Violet kann auf Wunsch unsichtbar werden, und Sohn Flash ist schnell wie der Blitz. Nur das Baby Jack Jack scheint völlig gewöhnlich zu sein.
15 Jahre nach dem Abtauchen in den Untergrund heißt Mr. Incredible Bob Parr, hat Fett angesetzt, quält sich als kleiner Angestellter einer Versicherungsfirma durch den Tag und geht nur manchmal mit einem alten Kumpel auf heimliche Rettungsaktionen. Bis ihn eines Tages ein mysteriöser Auftrag wieder in die Welt der Superhelden zurückholt.
Regisseur Brad Bird hat die Geschichte in einer Phantasiewelt mit 60er-Jahre-Flair und vielen Anleihen bei James Bond, Comics und Abenteuerfilmen in Szene gesetzt. Weil er aus der traditionellen gezeichneten Animation kommt, hatte er am Anfang keine Vorstellung von der Spezifik der Computerbilder. »So kam es, dass ich einen Film machen wollte mit allem, was sich am Computer schwer modellieren lässt: Menschen, Feuer, Wasser«, erinnert sich Bird. »Ich musste erst lernen, dass es auf dem Bildschirm viel leichter ist, einen Planeten in die Luft zu jagen als eine Hemdfalte nachzumachen.« Das größte Problem war das lange Haar von Bobs Tochter Violet - es dauerte ein halbes Jahr, bis ein Programm geschrieben war, das es natürlich in alle Richtungen schwingen ließ. Bis es soweit war, musste das arme Computermädchen eine Glatze tragen.
Um die menschlichen Bewegungen realistisch zu machen, wurden spezielle Programme geschrieben, die zu Bewegungen des Skeletts automatisch die entsprechenden Veränderungen in Muskeln und Haut berechneten. Grundlage waren Anatomie-Lehrbücher und - Arnold Schwarzenegger, dessen Bodybuilder-Figur man ausführlich studierte.

Artikel vom 09.12.2004