31.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Editorial

Auf dunkle folgen
helle Zeiten


Verehrte Leserinnen,
liebe Leser,

der Lauf der Zeiten, er ist nun einmal unerschütterlich, unaufhaltsam. Wir alle also, die Mitglieder der Sechs-Milliarden-Menschheit, sind auch 2004 wiederum ein Jahr älter geworden - ein jeder an seinem Geburtstag irgendwann zwischen Null Uhr am 1. Januar und 24 Uhr am schlussendlichen 31. Dezember.
Kein Grund, sich über Gebühr zu grämen, schreibt WESTFALEN-BLATT-Redakteur Bernhard Hertlein in seiner Betrachtung »Auf Retro-Wellen zum Methusalem-Komplott« auf der Seite 5 dieses Jahresmagazins Ihrer und unserer Tageszeitung. Und diese tröstliche Sicht begründet er verblüffenderweise so: Dass der Homo sapiens wie jedes andere Geschöpf auch unausweichlich altere, falle eigentlich kaum wirklich auf. Denn: »Die meisten um uns herum werden ebenfalls älter...«
Wenn wir uns dessen, möglichst gelassen, bewusst sind - umso besser. Dann nämlich lassen sich die kleinen und großen Ereignisse, politischen Händel, und nicht selten durchaus selbst mitverursachten Verwicklungen, Verirrungen und Fehlentscheidungen im Privaten wie Beruflichen erfahrungsgemäß leichter meistern.
Zudem hielt ein gütiges Regiment für uns Erdenbewohner im wahrlich bewegten Jahr 2004 sehr wohl auch wieder zahlreiche erfreuliche Begebenheiten bereit - allen schwarzmalerischen Überzeichnungen zum Trotz.
Kulturelle Glanzlichter setzten beispielsweise die famosen Kunstschauen MOMA in der deutschen Hauptstadt und Tutanchamun im früheren »Bundesdorf Bonn«, wie der verflossene Nachkriegs-Regierungssitz am Rhein liebevoll genannt wurde.
Ungebrochen, obwohl schon mehr als nur einmal praktisch totgesagt, faszinieren Monarchien und königliche Hoheiten augenscheinlich abermillionen Menschen. Und das, obwohl sich demokratisch-republikanische Staatsform und Bürgergesinnung im westlichen Europa nach 1945 sattelfest ausgeprägt haben wie noch nie zuvor in der Geschichte - und obwohl die Demokratisierung nach der welthistorischen Wende der Jahre 1989/90 auch für die Völker und Länder des Ostens einen enormen Zusatzschub erhalten hat. Unser Modell entpuppt sich als wahrer Exportschlager.
Zwar schleppen zu viele Kinder namentlich in Deutschland schon von früh an zu viele Pfunde mit sich herum. Ihnen geht's gut, zu gut. Sie werden zu üppig genährt und laufen Gefahr, zuckerkrank zu werden. Und da hört der Spaß auf.
Kein Gramm zu viel hingegen bringen die Bundesliga-Kicker von Arminia Bielefeld auf die Waage. Andernfalls wäre die Hinspielserie 2004/2005 sicherlich nicht so außergewöhnlich erfolgreich verlaufen für die Truppe von Uwe Rapolder. Und ob ein Juwel wie der unbekümmerte Senkrechtstarter Patrick Owomoyela dank prächtiger Leistungen fast aus dem Nichts mit gleich drei Einsätzen auf der Asien-Tournee sogar flugs zum Arminia-Rekordnationalspieler aller Zeiten aufgestiegen wäre?
Naturgemäß aber beleuchtet dieses Jahresmagazin 2004 auch die wichtigen, leider weit weniger erbaulichen Vorkommnisse der vergangenen zwölf Monate: Hartz IV, das unselige Dauerproblem des Dopings im Sport, die Irak-Krise und die schwierige Suche nach der Befriedung einer ganzen Region, Hungersnöte und Kriege im zerrütteten Afrika, wo auch lange nach dem Ende der Kolonialherrschaft vor allem Großbritanniens und Frankreichs vielerorts noch immer grausame Stammesfürsten und entsetzliche Despoten zahllose Menschen hinmorden, vertreiben und gnadenlos dahinsterben lassen.
Gerade dunkle Zeiten aber nähren immer auch die Hoffnung auf bessere, hellere Zeiten. Das WESTFALEN-BLATT-Jahresmagazin 2004 schlägt deshalb einen Bogen von da nach dort.
Die Redaktion wünscht allen Leserinnen und Lesern eine gewinnbringende wie auch unterhaltende Lektüre.

Herzlich,
Ihr







Rolf Dressler
Chefredakteur

Artikel vom 31.12.2004