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Folge 19: Ingrid GerstenbergerGrüne Dame


Meine Aufgaben: Seit fünf Jahren bin ich eine von 18 Grünen Damen in den Städtischen Kliniken Bielefeld, seit einem Jahr bin ich Einsatzleiterin. Wir betreuen Patienten, die wenig oder gar keinen Besuch bekommen. Dazu gehört es, mit den Menschen zum Beispiel einen Spaziergang zu machen oder auch kleine Besorgungen für den persönlichen Bedarf zu erledigen. So hole ich zum Beispiel Kosmetikartikel, Telefonkarten, die gewohnte Tageszeitung oder Bücher aus der Klinikbibliothek. Das Wichtigste ist jedoch, den Patienten zuzuhören. Ich vermittele den Menschen, alten und jungen: Ich bin da für dich, wir können in aller Ruhe reden. Die meisten Patienten sind dankbar, jemanden zu finden, dem sie sich öffnen können. Manche haben keine Verwandten, andere wollen lieber mit einem Außenstehenden über sich, ihre Krankheit und ihr Leben sprechen. Ein Patentrezept gibt es nicht, oft sind es traurige, manchmal auch fröhliche Gespräche.
Mein Alltag: Dienstags und donnerstags bin ich von 9 bis 12 Uhr in der Inneren Station. Ich spreche zunächst mit den Krankenschwestern die am besten wissen, welche Patienten wenig Besuch bekommen oder jemandem zum Reden brauchen. Dann gehe ich auf die Menschen zu, suche einen Anknüpfungspunkt, biete ein Gespräch an.
Mein Motto: Ich kann die Menschen nicht medizinisch heilen, aber ihnen durch mein Zuhören die Möglichkeit geben, das auszusprechen, was sie bewegt.

Artikel vom 12.01.2005