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China hat Einzug in Sennestadt gehalten

»Galerie« bietet Antiquitäten aus dem Reich der Mitte - Neuer Markt für alte Möbel

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). China ist als Wirtschaftsriese derzeit in der Weltwirtschaft ein begehrter Partner, wie der jüngste Besuch des Bundeskanzlers im »Reich der Mitte« nachdrücklich bewies. Auch in Bielefeld und Ostwestfalen suchen zunehmend mehr Unternehmen den Kontakt mit der chinesichen Wirtschaft. Seit kurzem nun gibt es in Sennestadt ein besonderes Beispiel deutsch-chinesischer Kooperation.

Dort, an der Uhlenflucht 10, haben Wolf R. Ross (65) und sein chinesischer Partner Min Ding (34) eine »China-Galerie« eröffnet. Eine Fundgrube für Liebhaber echter antiker chinesischer Möbel und Wohnaccessoires. Die beiden Geschäftspartner haben gemeinsam den Schritt gewagt, wollen Kunden nicht nur in Bielefeld, sondern Deutschland weit gewinnen. Und zwar neben ihrer Galerie mit einem »Online-Shop«, dessen Internet-Auftritt in etwa zwei Wochen in Betrieb gehen soll.
Die frisch gegründete »China-Galerie« ist in Deutschland einziger Geschäftspartner des chinesischen Lieferanten »Baifu«, der in der Stadt Ningbo mit rund 300 Mitarbeitern auf die Restaurierung und den (Export-) Verkauf alter chinesischer Möbel spezialisiert ist. »Alle Stücke sind Unikate, deren Echtheit durch ein "Authentication Certificate" bestätigt ist«, führen die Geschäftspartner an. Hochzeitsschränke, Kommoden, Vitrinen, Tische, Truhen, Behälter für Reis und Bilder auf Bambuspapier stammen aus der Zeit der Qing-Dynastie (1662-1912).
Wolf R. Ross: »Durch den wirtschaftlichen Aufschwung Chinas hat man dort vor etwa fünfzehn Jahren begonnen, ganze Altstadtviertel in den Städten abzureißen, um Platz zu machen für neue Geschäftshäuser und Wohngebäude«. Während es älteren Chinesen oft schwer falle, sich von Altgewohntem zu trennen, seien Jüngere froh, endlich in menschenwürdigere Neubauwohnungen umziehen zu können. Viele Chinesen würden sich dann für ein Paar Yuan von ihrem alten Inventar trennen und bei »Ikea« neue Möbel kaufen. Ross: »Das gilt als schick«.
In den Altstädten gab es auch Häuser für die »besseren Leute«. Während der Kulturrevolution wurde ein großer Teil der öffentlichen, historischen Gebäude und deren Einrichtung zerstört. Nicht aber das in Privatwohnungen versteckte Inventar. »Das erklärt, warum so viele alte Möbel erhalten geblieben sind«, sagt Ross.
Gefragte Export-Länder sind Amerika, Südostasien und Australien. »Nur ein kleiner Teil geht nach Europa, ein "moderner Chinese" kauft so etwas nicht mehr«, fügt Min Ding, Diplomwirtschaftsingenieur und seit 15 Jahren in Deutschland ansässig, hinzu. Die Antiquitäten der »China-Galerie« stammen aus dem Süden Chinas, ein kleiner Teil aus Tibet.
Vor 25 Jahren Jahren entdeckte Wolf R. Ross seine Liebe zu China und seinen Menschen. »Das war für mich der Urknall«, sagte der gelernte Fotograf und ehemalige Gesellschafter der »Vogelsänger-Studios«. Über einen chinesischen Fotografen kamen weitere Kontakte zustande, seit elf Jahren ist Wolf R. Ross mit seiner aus China stammenden Frau Yin verheiratet. Die betreibt eine »China Marketing Import-Export«-Firma, verkauft unter anderem die in China begehrten deutschen Küchen in das Riesenland.
Min Ding kam vor 15 Jahren nach Süddeutschland, studierte in Kaiserslautern, bekam danach einen Job bei dem Bielefelder Unternehmen »Schüco«, wirkte beim Aufbau chinesischer Niederlassungen des deutschen Unternehmens mit. Irgendwann lernte er den Sennestädter Wolf R. Ross kennen, beide vereinte eine Liebe zu Antiquitäten. Und so entstand die Geschäftsidee. Min Ding: »Die Schönheit der alten Möbel hat mich immer wieder erstaunt, die filigranen Schnitzarbeiten und die teilweise mit Goldstaub belegten Intarsien sind einfach phantastisch«.
Die Geschäftsneugründer wünschen sich, »dass auch viele Deutsche unsere Begeisterung für die alten Möbel und damit für die chinesische Kultur teilen«. Wer einfach nur mal schauen und sich von den ausgestellten Stücken verzaubern lassen möchte, kann das an der Uhlenflucht zu den Geschäftszeiten dienstags bis freitags von 17 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr tun.
Weitere Informationen und den Online-Shop wird es künftig im Internet geben auf der Webseite
www.chinagalerie.com.

Artikel vom 10.12.2004