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Kultur als Garant
für Kreativität

3. Bielefelder Kulturgespräch


Bielefeld (uj). Was ist angenehmer, als sich auf kabarettistische Art und Weise zum Thema »Kultur und Globalisierung« belehren zu lassen? Wenn Sinasi Dikmen den interkulturellen Austausch am Handel mit italienischen Oliven und spanischen Pistazien festmacht und die Globalisierungsmanie auf die parodistische Spitze treibt, verliert das Thema leicht an Schärfe. Im Expertengespräch auf dem Podium wurden hingegen klare Positionen bezogen.
Eingeladen zum dritten »Bielefelder Kulturgespräch« hatten das Kulturamt, das Kultursekretariat NRW und der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI. Zur Diskussion standen »Kultur und Globalisierung -Ê Chancen, Risiken, Nebenwirkungen«. Was bedeutet die zunehmende Dominanz von wirtschaftlichem Wertschöpfungsdenken für die Kulturarbeit? Wie reagieren die Künste auf die zunehmenden Verwerfungen vor Ort, auch in sicher gewähnten Refugien? Was steht den Kulturschaffenden bevor, wenn es dazu kommt, dass die UNESCO und GATT die wirtschaftliche Rentabilität zum Maßstab für die Berechtigung von künstlerischen und kulturellen Angeboten erklärt? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich Professor Dr. Norbert Walter (Chefvolkswirt der Deutschen Bank), Dr. Bernhard Freiherr Leoffelholz von Colberg (Vorstandsmitglied des Kulturkreises und Mitglied der Enquête-Kommission Kultur des Bundestages), Renate Klett (Theaterkritikerin und Theaterwissenschaftlerin), Dr. Bernd Scherer (Abteilungsleiter des Goethe-Instituts München) und Dr. Christian Esch (Direktor des NRW Kultursekretariats).
Moderiert von Dr. David Eisermann (WDR-Hörfunk), bezogen die Experten Position. Loeffelholz von Colberg etwa forderte, Kultur als »wichtigste Ressource für Kreativität« zu erhalten. Wirtschaftliches Denken könne nicht auf kulturelles übertragen werden. Renate Klett verwies auf unvorstellbare Sparmaßnahmen in den vergangenen 30 Jahren. Die um sich greifende Missachtung sei eine massive Bedrohung, so die Theaterkritikerin. Provokantes vertrat Walter, der zu bedenken gab, dass der Bürger den Politikern immer weniger Mittel für Kultur zur Verfügung stelle.

Artikel vom 08.12.2004