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Dem Betrüger droht
Sicherungsverwahrung

In der Haft angeblich zwei Casino-Diebe geprellt


Bielefeld (uko). Als Betrüger machte der 52-jährige Horst O. offensichtlich auch vor der Haftanstalt nicht Halt, deshalb steht der vielfach vorbestrafte Mann erneut vor dem Landgericht: O. soll ausgerechnet zwei Mitinsassen der offenen Vollzugsanstalt Bielefeld-Senne um umgerechnet 79 000 Euro betrogen haben. Die beiden Opfer, die vor Jahren das Spielcasino Bad Oeynhausen mit ihrer Bande um 1,5 Millionen Mark erleichterten, gaben den Verlust des Geldes zu. Horst O. schwieg auf Anraten seines Verteidigers Kai Zimmermann.
1997 begannen acht Automatentechniker des Casinos der Kurstadt systematisch, das Münzgeld mit Manipulationen an den Geldzählmaschinen zu präparieren. Durch falsche Beträge wurde der Kassenbestand nach unten »korrigiert«. Das überschüssige Geld wurde aus der Kasse genommen und in der Bande aufgeteilt.
Ende des Jahres 2000 zog das Landgericht einen Schlussstrich unter die Casino-Affäre: Die 4. Große Strafkammer verurteilte die Angeklagten zu Strafen von einem Jahr bis zu drei Jahren und drei Monaten. Diese »Höchststrafe« erhielt der Bielefelder Edgar E. (Namen geändert). Er saß 2001 in der Anstalt Bielefeld-Senne ein. Ausgerechnet Betrüger Horst O. bot ihm seine Hilfe an: Er kenne einen »Staranwalt« namens »Stern« aus Horn-Bad Meinberg. Dieser Rechtsanwalt gewinne »alle Wiederaufnahmeverfahren«.
Edgar E. setzte seine Hoffnung auf den Mitgefangenen, gab O. zunächst 7000 Mark, nach der Währungsumstellung zahlte er ihm weitere 49 000 Euro. Dieter D., ein weiterer Casino-Dieb, fiel ebenso auf Horst O. herein: Er zahlte im Dezember 2001 einen Betrag von 25 000 Mark, im Frühjahr 2002 weitere 14 250 Euro an den Betrüger.
Das Geld, das die beiden Männer mühsam in ihren Familien erbettelt haben wollen, ist weg. Horst O., der 21 Vorstrafen wegen Betruges hat, droht nun eine weitaus schlimmere Sanktion: Die Staatsanwaltschaft will neben einer Verurteilung sogar die Sicherungsverwahrung erreichen.
Der Prozess war schon vor einem Jahr aufgerollt worden. Kurz vor dem Urteil war damals aber der Vorsitzende Richter schwer verunglückt. Die Hauptverhandlung wird fortgesetzt.

Artikel vom 08.12.2004