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»Anlieger sind empört«


»Anwohner wütend« hatte das WESTFALEN-BLATT in der Samstagsausgabe zur Berichterstattung über den Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan »Keilerweg« geschrieben. Genau diese Wut entlädt sich jetzt in einem Leserbrief.
»Nach gut einem Jahr drückt die Bauverwaltung trotz übelster Fehlinformationen in arroganter wie polemischer Vorgehensweise den Bebauungsplan »Keilerweg« in Sennestadt
gegen den massiven Protest mit begründeten Einsprüchen und Anregungen der Anlieger durch. Und das ging so.
Nach dem Aufstellungsbeschluss vom 9. Dezember 2003 erstellte ein von der Stadt beauftragtes Ingenieurbüro für eine Plangebietsgröße von rund 5,5 Hektar einen Entwurf, der in der »frühzeitigen Bürgerbeteiligung« am 20. Januar 2004 vorgestellt wurde, aber mit erheblichen Fehlern und zum Teil falschen Begründungen behaftet war.
Deshalb wurde für den vergessenen Spielplatz kurzerhand der Bebauungsplan am 06. Juli 2004 auf eine außerhalb der zukünftigen Bebauung liegenden Fläche erweitert, die von der »Unteren Landschaftsbehörde« bei der Stadt Bielefeld selbst seit 1980 als geschützte Binnendüne deklariert und behandelt worden ist.
Alle Einsprüche und Anregungen der Anlieger gegen die aufgezeigten Ungereimtheiten bzw. fehlerhaften Begründungen wurden mit zweifelhaften Argumenten seitens der Bauverwaltung begegnet und kompromisslos abgeschmettert.
Das gab den Politikern dann doch zunächst zu denken, so dass sie den Anliegern vor der Kommunalwahl bei einem Ortstermin zusagten, sich für eine - auch für sie vor Ort möglich gesehene - einvernehmliche Lösung einzusetzen. Lediglich der Grünenpolitiker trat vehement für den Standort als Spielplatz und den damit verbundenen Eingriff in die bewaldete Düne ein. Und zwar aus wirtschaftlichen Erwägungen zugunsten der Sennestadt GmbH als Vorhabenträger.
Nach der Kommunalwahl fegte die Bauverwaltung in der Sitzung vom 2. Dezember mit unglaublich unsachlichen und provozierenden sowie falschen Behauptungen alle Einwände gegen die Lage des Spielplatzes und die vorgeschlagenen Alternativen vom Tisch, bis die Politiker reihenweise umfielen und dem geänderten Bebauungsplanentwurf zustimmten.
Die sich in der Sache nach wie vor im Recht fühlenden Anlieger sind empört und wütend über die Tricksereien bei den Verfahrensbeteiligten zur Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen des Vorhabenträgers und maßlos enttäuscht über die Wortbrüchigkeit der Politiker. Durch solches Verhalten tragen sie selbst dazu bei, dass die Bürger das Vertrauen in die etablierten Parteien weiter verlieren und radikal wählen - oder nicht mehr wählen mögen.«
KARL-HEINZ WINTERNITZDiplom-ArchitektBielefeld

Artikel vom 08.12.2004