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»Nerven sind nicht das Problem«

Schwache Arminia-Amateure: Trainer Walpurgis sucht nach Gründen

Von Dirk Schuster (Text)
und Stefan Hörttrich (Foto)
Bielefeld (WB). Diese Frage muss erlaubt ein: Wenn eine nominell starke Arminia-Amateurmannschaft gegen den Tabellenletzten nur mit Glück einen Punkt holt, wen will sie dann überhaupt besiegen? Obwohl der DSC im Regionalligaspiel gegen Wolfsburg eine ganz dürftige Vorstellung bot, war Trainer Maik Walpurgis hartnäckig um gut Wetter bemüht.

»Die Liga ist ein Geschenk« und das eigene Team ein »Ausbildungsbetrieb« - genau wie der Vergleich mit Fortuna Düsseldorfs vielfach höherem Etat hatten Walpurgis' besänftigend gemeinten Worte den unschönen Beiklang abgenutzter Durchhalteparolen. Walpurgis war wohl selbst zu schockiert, als dass es ihm möglich gewesen wäre, plausible Erklärungen für das enttäuschende Auftreten gegen die wackeren VfL-Amateure heranzuziehen.
»Ich muss das selbst ein, zwei Tage verarbeiten«, sagte Walpurgis und so, wie der Trainer aussah, musste man ihm das glauben. Auch wenn Walpurgis Recht hatte mit der Feststellung, dass der Tabellenletzte Wolfsburg besser sei, als es sein 19. Rang aussage: Was Arminia den 310 Besuchern im Herforder Jahnstadion gezeigt hat, war zum Überleben zu wenig.
»Wir brauchen nichts schön zu reden. Wenn wir nicht aufpassen, kommt hier bald gar keiner mehr zum Zuschauen hin«, sagte Ronny Kockel. Bielefelds Torwart war nicht der einzige, der das enttäuschende Auftreten vor Heimpublikum mit deutlichen Worte kommentierte.
»Das war eine ganz, ganz maue Vorstellung«, fand Mannschaftskapitän Carsten Rump. Und Profi-Leihgabe Michael Fink, der auch nicht seinen besten Tag erwischt hatte, war sogar aufgefallen, »nach dem Führungstor von Cerci die Ordnung verloren« zu haben. Aber warum nur? »Wahrscheinlich, weil hier jeder die Hosen voll hat«, mutmaßte Kockel.
Tatsächlich wirkten die Arminen so, als wollten sie irgendwie ihr Zufallstor über die Zeit retten, statt im Anschluss ans 1:0 mit breiter Brust den Ton anzugeben. Spielerisch und vor allem läuferisch war Wolfsburg weit überlegen, lediglich im Zweikampfverhalten verdiente sich Arminia das Remis. Andernfalls wäre die Partie auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verloren gegangen.
Ein Nervenproblem wollte Trainer Maik Walpurgis seinen Spielern übrigens nicht anheften lassen. »Das sehe ich nicht. Die Jungs schauen auch nicht auf die Tabelle«, wollte der Trainer von der niemals lügenden, einzigen Wahrheit der Zahlen absolut nichts wissen. Platz 17 - Bielefelds Spieler sind sich auch ohne den Blick auf die Punktewertung bewusst, dass sie sich mit dem 1:1 nicht von der Stelle bewegt haben.
Dass diese Arminia-Mannschaft aber auch ganz anders kann, hatte sie erst vor kurzem gegen Werder Bremens Amateure an gleicher Stelle eindrucksvoll bewiesen. Leidenschaft, Einsatz- und Erfolgswillen standen seinerzeit im krassen Gegensatz zu dem, was gegen Wolfsburg geboten wurde.
Vielleicht muss man das 1:1 gegen die Wölfe auch einfach nur von einer ganz anderen Warte aus betrachten: Wer mit einer derart dürftigen Leistung schon einen Punkt holt, dem muss in Normalform beim Spiel in Uerdingen sogar die Überraschung zugetraut werden.

Artikel vom 07.12.2004