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Baby aus Fenster geworfen

Wohnungsbrand: Beherzte Retter verhindern Schlimmstes

Brackwede (oh). Dramatische Rettungsaktionen am Samstagnachmittag bei einem Wohnungsbrand in einem Vierfamilienhaus in Brackwede: Ein drei Wochen alter Säugling wird von seiner Mutter aus einem Fenster in der ersten Etage des brennenden und völlig verqualmten Hauses auf eine von Helfern zum »Sprungtuch« umfunktionierte Decke geworfen.

Anschließend retten sich die Eltern des Babys durch einen Sprung aus dem Fenster auch auf die Decke - die das tatsächlich aushält. Ein Verlassen durch das Treppenhaus ist wegen des giftigen Qualms, der sich von der brennenden rechten Erdgeschoss-Wohnung im ganzen BGW-Haus ausbreitet, nicht möglich.
Insgesamt sieben Menschen erleiden bei dem Brand Rauchgasvergiftungen, beziehungsweise eine Beinverletzung - darunter der Säugling und drei Geschwister im Alter von zwei, sieben und neun Jahren aus der Brand-Wohnung.
Dass das dramatische Geschehen letztlich keine Menschenleben kostet, ist auch einem zufällig vorbeikommenden 31-Jährigen zu verdanken. Der Mann türkischer Abstammung aus der benachbarten Rostocker Straße greift beherzt ein, als er die Flammen im Haus Warsteiner Straße 3 sieht.
Weil sich in einem der Erdgeschoss-Räume noch ein Kleinkind befindet, schlägt er ein Fenster ein und rettet das in seinem Bett schlafende Zweijährige. Der Retter zieht sich bei dieser Aktion selbst eine Rauchgasvergiftung zu.
Auch ein zweiter, ebenfalls beherzt handelnder Mann, der zunächst als nicht verletzt gilt, muss später wegen einer Beinverletzung zur Behandlung ins Krankenhaus. Er war bei Ausbruch des Brandes zu Besuch bei einer dreiköpfigen Familie im Obergeschoss des Hauses. Von dort aus springt er aus dem Fenster, um anschließend mit der »Sprungtuch-Decke« die Rettung der weiteren Menschen vorzubereiten.
Als die Feuerwehr wenige Minuten nach der Alarmierung um 15.15 Uhr mit neun Einsatzfahrzeugen und 35 Feuerwehrleuten der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr Brackwede vor Ort ankommt, schlagen den Männer unter der Einsatzleitung von Bernd Heissenberg und dem Beamten vom Einsatzdienst Thomas Brüggemeier die Flammen entgegen. Der Rauchpilz über dem Haus ist noch am Südhang des Teutoburger Waldes zu sehen.
Glücklicherweise haben sich schon alle Bewohner aus dem Haus retten können. Drei Notärzte kümmerten sich um die sechs Menschen mit Rauchgasvergiftungen, die mit vier Rettungswagen in Krankenhäuser eingeliefert werden. Der Mann mit der Beinverletzung sucht am Abend selbst ein Krankenhaus auf.
Gegen 18 Uhr haben die Feuerwehrleute den Brand soweit unter Kontrolle, das nur noch die Löschabteilung Brackwede bis etwa 20.30 Uhr zum Nachlöschen vor Ort bleibt. Das Haus ist zurzeit nicht bewohnbar, zwei Wohnungen sind total zerstört. Der Schaden wird auf 150000 Euro geschätzt. Die Kriminalpolizei ist zur Klärung der Brandursache eingeschaltet. Die Sachverständigen nehmen am heutigen Montag ihre Ermittlungen auf. Möglicherweise haben zündelnde Kinder das Feuer verursacht.

Artikel vom 06.12.2004