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Erkenbrecher sorgt
für die zweite Luft

Regionalliga: Arminias bescheidener Rückrundenstart

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). An diesem Tag lagen sie aber fast alle daneben. »Ich begrüße ganz herzlich den Trainer unseres heutigen Gegners Werder Bremen« - Arminia Bielefelds Betreuer Hans Scholz erklärte seinen Fauxpas in der Pressekonferenz damit, mit seinen Gedanken noch beim Spiel gewesen zu sein. »Die Partie hat mich richtig mitgenommen.« Denn auch Scholz wusste: Das 1:1 gegen Schlusslicht VfL Wolfsburg Amateure war zu wenig.

Dass Arminias Angsthasenfußball nicht mit einem Dreier belohnt wurde, lag am glücklichen Händchen von Gästetrainer Uwe Erkenbrecher. Der Ex-Paderborner (»Ostwestfalen ist meine zweite Heimat«) wechselte in der 79. Minute Danny Luft ein. Welch ein Coup! Mit seiner ersten Ballberührung leitete der Joker den Ausgleich ein. Herrliche Luft-Flanke von rechts, im Sechzehner lässt VfL-Profistürmer Tomislav Maric abtropfen und Karsten Fischer netzt zum 1:1 ein (80.).
Verdient, sogar überfällig war dieses Tor, weil Wolfsburg im Aufsteigerduell die deutlich bessere Mannschaft war. Die Arminia ließ es an Initiative vermissen, trat in ihrer Herforder Mietwohnung Jahnstadion auf wie eine Auswärtsmannschaft. Defensiv kompakt und mit nur einer Spitze, Ferhat Cerci. Schade für den Ex-Lippstädter, dass sein sehenswertes Saison-Premierentor zum 1:0 (23.) nur für einen Teilerfolg reichte.
Allerdings hätte Bielefeld das Spiel trotz des Cerci-Tores eigentlich verlieren müssen. Sieben Großchancen hatten die Gäste vor der Halbzeit, keine konnten sie nutzen. Nichtmal Profi-Leihgabe Tomislav Maric, der deshalb gestern nicht auf seinen Bruder Marijo traf, weil der Arminia-Angreifer erkältet ist, vermochte eine seiner vier Top-Gelegenheiten zu nutzen. »In der zweiten Halbzeit hat unsere Innenverteidigung besser gestanden, Maric hatte weniger Raum«, befand DSC-Trainer Maik Walpurgis. Aber immer noch Raum genug, um Fischer das Ausgleichstor vorzulegen.
Um ein Haar wäre Bielefeld doch noch zu einem zweiten Treffer gekommen. Doch Massimilian Porcellos sensationeller 25-Meter-Freistoß klatschte ans Lattenkreuz (76.). »Ich weiß, dass er schießen kann. Das war ganz knapp, ich war nicht mehr am Ball«, sagte ein verblüffter VfL-Schlussmann Patrick Platins.
Warum Porcello es bei einem Konter zwei Minuten vor Schluss statt auf den mitgelaufenen und frei stehenden Gökhan Özdemir zu spielen selbst mit drei Wolfsburgern aufnahm, ist unerklärlich. Ebenso, wie dass Arminia erst nach dem Gegentor wieder Fahrt aufnahm. Christian Mehr erzielte in der Nachspielzeit sogar noch ein wunderbares Tor, dem wegen einer Abseitsstellung jedoch die Anerkennung verwehrt blieb.
Während Trainer Walpurgis moderate Töne anschlug (»Drei Punkte wären schmeichelhaft für uns gewesen«), fiel Torwart Ronny Kockel nur ein Wort ein, das die Darbietung seiner Mannschaft angemessen beschreibt: »Katastrophenfußball.«

Artikel vom 06.12.2004