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Von Manfred Matheisen

Bielefelder
Optik

Konsequenzen ziehen


Drei Kinder sind innerhalb weniger Wochen auf dem Schulweg ums Leben gekommen. Das tiefe Mitgefühl der Bevölkerung mit den Angehörigen spendet gewiss Trost. Den Schmerz lindern kann die Anteilnahme indes nur schwer.
Nach dem derzeitigen Stand der polizeilichen Ermittlungen sind die beiden am vorigen Dienstag auf dem Brackweder Südring zu Tode gekommenen Jungen höchstwahrscheinlich bei Rotlicht über den Fußgängerüberweg gelaufen und von dem herannahenden Lkw erfasst worden.
Das tragische Geschehen erfordert Konsequenzen. Doppel-Ampeln, wie sie an der vierspurigen B 68 im Süden der Stadt installiert sind, werden von der Bundesanstalt für Straßenwesen als »Sicherheitsrisiko« bezeichnet: Fußgänger bekommen bereits grünes Licht für das Überqueren jenseits der Mittelinsel, während für den unmittelbar vor ihnen liegenden Weg noch Rotlicht gezeigt wird. Wie rasch kann es geschehen, dass das Grün jenseits der vier Fahrspuren im Blick ist, das geltende Rot aber übersehen wird.
Wenn man bedenkt, dass im gesamten Stadtgebiet rund 100 solcher Ampelanlagen den Verkehr regeln, dann muss zwingend die Diskussion geführt werden, wie die Sicherheit verbessert werden kann. Der Vorschlag eines Diplom-Ingenieurs, mit einem blinkenden Rotlicht die Aufmerksamkeit zu erhöhen, könnte eine einfache und wirkungsvolle Maßnahme sein. Aber nur eine erste. Wenn Doppelampeln von Experten als riskant angesehen werden, dann müssen solche Kombianlagen ersetzt werden.
Der tragische Unfall auf dem Südring wirft aber auch ein bezeichnendes Licht auf die unsägliche Bielefelder Verkehrspolitik. Seit nahezu drei Jahrzehnten laufen die Planungen für den Lückenschluss der Autobahn A 33. Aber nach wie vor quält sich der Fernverkehr mit seinem immer höheren Lkw-Aufkommen von der Abfahrt Sennestadt bis zum Anschluss an der niedersächsischen Landesgrenze über die Bundesstraße.
Dem Wunsch, Flora und Fauna zu schützen, gebührt Respekt. Wer aber mit immer neuen Winkelzügen den Autobahnausbau verhindert, muss wissen, dass er damit den Schutz der Menschen aufs Spiel setzt. Und das ist das höchste Gut.

Artikel vom 04.12.2004