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Begeisterung beim Gipfeltreffen der Musiker


Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Bittet Pro Musica zum Gipfeltreffen der Musikgiganten, dann folgt das Publikum in Scharen. Natürlich wollte man Sabine Meyer hören (und sehen), aber auch die »Festival Strings Lucerne« unter ihrem Dirigenten Achim Fiedler sind eine echte musikalische Offenbarung.
Im Zentrum des in seiner subtilen Klangmagie berauschenden Konzertabends freilich stand die Frage, in welchem Gewand Sabine Meyer Mozarts Klarinettenkonzert präsentieren würde. Nun, die weltweit gefeierte Musikerin entschloss sich für das edel-elegante, geschmackvolle »Kostüm«, maßgeschneidert und kongenial kammermusikalisch durchzeichnet. Ein bisschen Farbe und Schwung, auch dezente Akzente geben ihrem Spiel das Profil, doch von all zu viel Überschwang hält sich die Königin der Klarinette fern. Die Pianissimo-Innigkeit, mit der sie dem Adagio beikommt und die zärtliche Melancholie ihres Tones sind zweifelsohne einmalig und betörend schön. Und dieses intensive dialogische Miteinander von Solistin und Orchester wird selten in solcher Intensität und formalanalytischer Harmonie erfahrbar.
Nach dem eleganten dann der rasante Mozart (Sinfonie Nr. 21). Mit neuen Erfahrungen aus Italien zurück, profilierte sich der 16-jährige Mozart mit originellen Ausdrucksnuancen und gesanglicher Melodik. Die Schweizer Gäste servieren dies betörend filigran in der stimmlichen Ausbreitung und in Kombination mit einem fesselnden, fast barockem Affetto. Dazu gesellte sich noch eine immense rhythmische Impulskraft, so dass diese Sinfonie zu einem ungeahnt aufregenden Hörerlebnis wurde.
Umrahmt wurde das Programm von Strawinskys Miniaturstücken für Streicher sowie »Apollon Musagète-Ballett«. Die verknappte Klangsprache mit ihren archetypischen Grundmustern wurde bemerkenswert nuancenreich und mit rhythmischer Raffinesse dargeboten, so dass sich die verblüffende Originalität der Stücke herrlich entfalten konnte.
Welch ein großartiger Klangkörper!

Artikel vom 02.12.2004