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Musik fordert und
fördert den Intellekt

»Bielefeld 2000plus« mit Malte Heygster

Bielefeld (sas). »Denken geschieht im Körper - und nicht in den Gehirnzellen«, sagt Malte Heygster. Der langjährige, ehemalige Direktor der Musik- und Kunstschule, Schulmusiker, Dirigent und Hochschuldozent, hat in vielen Berufsjahren die Erfahrung gemacht, dass Musik prägt und den Intellekt fordert. »Durch Musik Lernen lernen« war deshalb sein Vortrag überschrieben, den er auf Einladung von »Bielefeld 2000plus« in der RaSpi hielt.

»Bielefeld 2000plus« ist ein Gemeinschaftsprojekt der Universität und der Stadt, in dem Forschungen zur Region vorgestellt werden.
So weit wie der Musikpädagoge Bastian (»Musik macht klug«) will Heygster nicht gehen. »Nachgewiesen ist aber, dass zum Beispiel behinderte Menschen durch Musik angeregt werden.« Und nach seinen eigenen Erfahrungen vermittelt die Musik Fähigkeiten - wie die zur Konzentration. »Musiker lernen, sich auf den Moment und auf abgeschlossene Abläufe, auf die Zeit einzulassen.« Daneben muss jeder, der in einem Orchester Geige oder Cello spielt, auf andere hören - und lernt dabei, sich selber zurückzunehmen. »Das prägt das Sozialverhalten.«
Daneben aber entwickeln Musiker ein Gefühl für Rhythmus - und der hilft, zu lernen. Auch ein Gedicht ist eingängiger als ein Prosatext, weil es Rhythmus hat. »Mit musikalischen Mitteln können Kinder auch in anderen Fächern lernen. 1 und 1 ist 2 kann man auch singen lassen«, meint Heygster.
Auch auf den Zusammenhang zwischen geistiger Beweglichkeit und Motorik - zum Beispiel der des Klavierspielers - ging Heygster ein. »Wer gestaltet, rostet nicht ein.« Denn Denken, so sein Credo, geschehe mit dem ganzen Körper. »Schon wenn Babys mit den Zehen wackeln, regt das ihr Denken an.« Still und starr zu sitzen, sei kontraproduktiv, sagt der Musikpädagoge.
Nun können in einer Schulklasse oder in einem Orchester nicht alle herumlaufen oder herumzappeln. »Aber wer gelernt hat, sich zu bewegen, kann die Bewegung auch minimieren - und sie sogar irgendwann nur noch fühlen.« Musik, meint Heygster, rege zur Bewegung an - und sei sublimierte Bewegung.
Und mit Bedauern konstatiert er, dass Musik und Sport die beiden Fächer seien, die in der Schule vernachlässigt würden.

Artikel vom 10.12.2004