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Dachdecker und
Zimmerer fusionieren

Heimische Innungen reagieren auf Konjunkturkrise

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Die Innung der Dachdecker und die der Zimmerer und Holzbauer fusionieren - auf städtischer Ebene. Zum 1. Januar wollen die beiden Vereinigungen »alles aus einer Hand« anbieten.

Zum Obermeister der gemeinschaftlichen Innung wurde Diplomingenieur Hans-Jürgen Bentrup gewählt, der bisher die Dachdeckerinnung führte. Sein Stellvertreter wird Diplomingenieur Ulrich Kaiser, bislang Obermeister der Zimmerer und Holzbauer.
Fortan soll alles vom Innenausbau bis zum Dachfirst gemeinsam angeboten werden. Die Handwerksordnung erlaubt bereits seit einigen Jahren den Dachdeckern, innerhalb gewisser Grenzen Zimmererarbeiten auszuführen, umgekehrt dürfen Zimmerer einige Leistungen anbieten, die früher den Dachdeckern vorbehalten waren. »Wenn die beiden Bielefelder Innungen jetzt zusammengehen, ist das nur die logische Folge unserer gemeinsamen Interessen«, sagte Bentrup gestern.
Vor Ort, also auf der Baustelle, bedeutet die Fusion vor allem die Fortführung der bewährten Kooperation: »Wir werden die bisherigen Qualitätsstandards auf jeden Fall halten, die Arbeiten also von Fachleuten erledigen lassen«, erklärt Kaiser. So zieht ein Zimmereibetrieb bei Bedarf Dachdecker hinzu - und umgekehrt.
15 Bielefelder Zimmereifirmen waren zum Schluss in der lokalen Innung organisiert, 34 bei den Dachdeckern - Tendenz fallend. Auch die Zahl der Beschäftigten in beiden Gewerken ist rückläufig; seit 1999 verloren bis zu 40 Prozent der Handwerker ihren Arbeitsplatz, und der Umsatz ging um bis zu 35 Prozent zurück. Als Gründer der staatlich subventionierten Ich-AGs machen nun viele Entlassene (neben den verhassten Schwarzarbeitern) den bestehenden Betrieben Konkurrenz, im Kammerbezirk Bielefeld etwa 20 Zimmereibetriebe und zirka zwei Dutzend Dachdeckerfirmen.
»Die Bielefelder Fusion besitzt Modellcharakter«, versichert Bentrup. Denn auch wenn die Zimmerer und Dachdecker auf Landes- und Bundesebene noch in getrennten Innungen auftreten, so werde doch mancherorts bereits über Zusammenschlüsse verhandelt. »Gemeinsam können wir die konjunkturellen Probleme besser lösen«, sagen Bentrup und Kaiser. Die Dachdecker übrigens, die - anders als die vorwiegend in Neubauten tätigen Zimmerer - zu fast 80 Prozent Gebäude sanieren, sehen bereits Licht am Ende des Tunnels: »Der Reparaturstau scheint sich langsam aufzulösen«, sagt Bentrup. Mit der Bielefelder Fusion wird dieses zarte Pflänzchen der Hoffnung gegossen.

Artikel vom 01.12.2004