Bielefeld-Senne (MiS). Aus seiner Meinung hat Willy Kriszun nie einen Hehl gemacht. Vielleicht ein Grund dafür, weshalb der heute 85-Jährige, der in Senne zu Hause ist, in der Politik nie zu hohen Ämtern kam. Stolz ist er aber darauf, dass er zu den Gründungsmitgliedern der Christlich-Demokratischen Union gehört. Sein Mitgliedsausweis trägt die Nummer 00001 und ist von Helmut Kohl, dem früheren Parteichef und Bundeskanzler, persönlich unterzeichnet. In der kommenden Woche ist Kriszun Ehrengast beim Bundesparteitag der CDU, wird für 58-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet. »Ich gehörte zu denen, die nach dem Krieg überlegt hatten, dass es eine gemeinsame Partei für evangelische und katholische Christen geben müsste«, erzählt Kriszun. Im damaligen Kreis Wiedenbrück war er bei einem ersten Treffen Gleichgesinnter dabei. Die offizielle Gründungsveranstaltung gab es kurz darauf im Januar 1946 in Herford. »Nach der Teilnehmerliste wurden die Mitgliedsnummern vergeben«, erinnert sich Kriszun. Er erhielt die Nummer 41, ausgegeben am 16. Februar 1946. Ein bisschen stolz ist er darauf, dass Konrad Adenauer erst ein paar Monate später, am 1. Juni 1946, offizielles Mitglied wurde. Kriszuns Mitgliedsausweis wurde erst später durch den mit der Nummer eins ersetzt. »Ich war zu dem Zeitpunkt das einzige Gründungsmitglied, das noch lebte.« Mit einem Treck aus Ostpreußen war der schwer Kriegsbeschädigte und mit dem Eiserne Kreuz 1. Klasse ausgezeichnete Kriszun 1945 nach Gütersloh gekommen. Zunächst baute er ein Fuhrunternehmen auf, später übernahm er das Café Buntspecht an der Isselhorster Straße und handelte schließlich mit Möbeln für die Gastronomie. In die aktive Politik stieg der Witwer nie ein, engagierte sich aber stets. 1989 etwa übernahm er die Patenschaft für eine Familie, die aus der damaligen DDR geflüchtet war. »Ich bin in die Aufnahmestelle nach Unna-Massen gefahren und hab' mir eine ausgesucht.« Als CDU-Gründungsmitglied war er schon auf vielen Bundesparteitagen Ehrengast. Diesmal wird er auf Angela Merkel treffen. Aber auch die ist für ihn keine Unbekannte. »Der frühere Bielefelder Bundestagsabgeordnete Detlef Helling hat sie mir einmal in der Bielefelder Stadthalle vorgestellt.«
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