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Kleiner Vogel beflügelt
die Fantasie

»Spatz Fritz« hatte Premiere im TAT

Bielefeld (uj). Sie nennt ihn einen Korinthenkacker, er sie eine Schreckschraube. Wenn Frau Maier und Herr Huber vor der Haustür aufeinander treffen, gibt's Zoff. Erst das Schicksal von »Spatz Fritz« bringt die beiden Kampfhähne zusammen. Das gleichnamige Theaterstück für »Spatzen« ab fünf Jahren feierte jetzt im Trotz-Alledem-Theater (TAT) eine umjubelte Premiere.

Geschichten beflügeln die Fantasie, ihre bildreiche Sprache kann Inhalte transportieren, die die Wahrnehmung, den Horizont erweitern. Das macht sich nicht nur Stückeschreiber Rudolf Hefurtner zu eigen, sondern auch Frau Maier. Als sie wieder einmal mit Vogelliebhaber Huber im Klinsch liegt, ersinnt sie die Geschichte vom Spatzen Friedrich, einem Nachzügler. »Die bleiben immer mickrig«, wirft Huber anfänglich noch kritisch ein, ehe er mehr und mehr selbst in die Geschichte hineingezogen wird. Mickrig oder nicht: Bei seinem ersten Ausflug trifft Fritz ein klebrig schwarzer Tropfen. Flugunfähig, stürzt der Pechvogel in einen Kellerschacht, in dem drei außergewöhnliche Ratten hausen. Schiffsratte, Versuchsratte und Leseratte bringen je persönliche Qualitäten ein, um den verunglückten Fratz wieder ans Fliegen zu kriegen . . .
Nicht nur Komik und Musik beleben das Stück, es ist auch interessant zu sehen, wie Figuren und Requisiten während der Vorführung vor den Augen der jungen Zuschauer entstehen. Was sich in Hubers Einkaufskorb oder Maiers Tasche auch auftreiben lässt - Frau Maier zaubert daraus in Null-Komma-Nichts Ratten, Flugobjekte oder ein Vogelnest. Mal muss auch der Huber herhalten und ein Haus mit Dachrinne oder einen Kastanienbaum miemen.
Köstlich auch, wie Pendant Huber, angesteckt vom Schicksal des Spatzen, immer mehr zum Fantasten wird und die Geschichte weiter entwickelt. Michaela Sauerwald und Thomas Sellin wechseln dabei gekonnt die Seiten, sind mal Erwachsen, dann plötzlich im kindlichen Rollenspiel verhaftet.
- Ein wunderbares Stück, das die Fantasie beflügelt, zur Eigeninitiative ermutigt und nebenbei ganz unterhaltsam auch ein paar moralische Werte vermittelt.

Artikel vom 30.11.2004