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Bombennächte
prägten die
Kindheitsjahre

Endlich über Erlebnisse reden können


Bielefeld (bp). Die Idee, »Kriegskinder«, Menschen, die während des Zweiten Weltkrieges zwischen fünf und 14 Jahre alt waren, über ihre Erlebnisse reden zu lassen, die sei von den Zeitzeugen selbst gekommen, sagt Dr. Hans-Jörg Kühne (45). Er stellte gestern sein neues Buch »Wir Kriegskinder - Zeitzeugen aus Ostwestfalen-Lippe erinnern sich« (das WB berichtete) Oberbürgermeister Eberhard David vor. Ein Aufruf im WESTFALEN-BLATT und Kühnes Recherchen zu seinem Buch »Der Tag, an dem Bielefeld unterging« brachte ihn in Kontakt mit Menschen, die als Kinder miterlebt haben, wie Väter und ältere Brüder an die Front mussten, wie bei Bombenangriffen ihre »Welt« in Schutt und Asche gelegt wurde, die Nächte voller Angst in Kellern und Bunkern verbracht haben oder die durch die Kinderlandverschickung monatelang von ihren Familien getrennt waren, sich später, nach Kriegsende, allein von Bayern durchschlagen mussten nach Ostwestfalen. Kühne: »Die Generation der Kriegskinder war jahrzehntelang sprachlos - auch, weil ihre eigenen Kinder und Enkel nichts wissen wollten aus jenen Jahren.« Inzwischen sei das anders. Kühne: »Heute wird wieder danach gefragt.« Herausgeber des Buches, das im Wartberg Verlag erschienen ist, sind Stadtarchiv und die Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld. Daher stammen vor allem viele Fotos, die Kühne in seinem Buch abgedruckt hat. Bernd Wagner (Stadtarchiv): »Wir bereiten zurzeit eine Ausstellung zum Kriegsende und zu den Jahren danach vor.« Material gibt es: die letzten Briefe von Vätern oder Ehemännern von der Front, Feldpostbriefe, Lebensschilderungen und eben Fotografien.
Ulrike Heß, Leiterin des Wartberg Verlages, betont, dass in ihrem Haus inzwischen 30 Titel über die Bombardierung deutscher Städte erschienen seien: »Oft ist zu diesem Thema vorher noch nicht publiziert worden.«
Hans-Jörg Kühne arbeitet bereits an einem neuen Buch - diesmal über Paderborn. Die Stadt wurde Ende März 1945 in Schutt und Asche gelegt - vier Tage vor Kriegsende.
(»Wir Kriegskinder - Zeitzeugen aus Ostwestfalen erinnern sich«, Wartberg Verlag, 17,80 Euro im Buchhandel).

Artikel vom 30.11.2004