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Menschen in
unserer Stadt
Johannes Gundlach
Pensionär

Er ist gebürtiger Osnabrücker, inzwischen aber seit Jahrzehnten »waschechter« Brackweder: Johannes Gundlach verknüpfte im ersten Brackweder Erzählcafé in der Adventszeit die Familiengeschichte mit dem eigenen Lebensweg. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der pensionierte Exportleiter seit Jahren Ahnenforschung betreibt. Über zehn Generationen konnte er den Ursprung der Familie zurückverfolgen. »Ein spannendes Hobby, das viel, viel Zeit erfordert« sagt der heute 80-Jährige.
Über etliche Umwege kamen seine Eltern, die Mutter stammte aus »Quirkendorp«, der Vater aus Oldenburg, nach Brackwede. »Wegen der Glashütte Teutoburg, die 1877 von der Weser nach Brackwede verlegt wurde, einfach weil die damalige Eisenbahn Köln-Minden bessere Transportwege versprach.« Seine Kinder-und Jugendzeit verbrachte Johannes Gundlach allerdings in Osnabrück, wo er während der Schulzeit acht Jahre im dortigen Domchor sang.
Der Schule schloss sich eine Lehre bei einem Zeitungsverlag an. »Da war immer was los«, erinnert sich Johannes Gundlach vor allem an die Zeit in der Anzeigenabteilung während des Zweiten Weltkrieges. »Wir bekamen so viele Todesanzeigen, dass wir die gar nicht alle drucken konnten und auch nicht durften. Maximal 18 Anzeigen waren erlaubt. Hinter jeder steckte ein sehr persönliches Schicksal.«
Auch er musste Soldat werden und wurde nach Italien geschickt. In der Nähe von Florenz geriet der junge Mann in amerikanische Gefangenschaft und wurde über den »Großen Teich« nach Amerika gebracht. In Virginia und Texas schuftete er als Landarbeiter, musste Baumwolle, Tabak, Mais und Tomaten ernten. Erst im März 1946 ging es über New York zurück nach Europa. Frei war Johannes Gundlach allerdings noch nicht, er kam zu den Engländern nach Liverpool. Die Zeit seiner Gefangenschaft nutzte der Sprachbegabte, um Französisch, Englisch und Italienisch zu lernen.
Als er Weihnachten 1946 nach zu Hause kam, fand er eine Anstellung bei den Phönix-Nähmaschinen-Werken, wechselte zu »Richard Dohse & Sohn«, war dort verantwortlich für den Export und hielt dem Unternehmen die Treue. »Zurück zu Pappe und Papier.« Ulrich Hohenhoff

Artikel vom 02.12.2004