30.11.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Saatkrähe


Wer die Saatkrähe von der Rabenkrähe unterscheiden will, braucht ein Paar scharfe Augen - oder ein Fernglas. Denn beide Vögel sind sich im dunklen Federkleid ähnlich. Die weißen Hautpartien um den Schnabel sind jedoch das Markenzeichen der ungefähr 45 Zentimeter großen Saatkrähe. Bei Jungvögeln, bei denen dieser Bereich noch nicht deutlich gezeichnet ist, fällt die Unterscheidung schwerer.
Saatkrähen sind gesellige Vögel. Ihre großen Kolonien erwecken den Eindruck, dass diese Art häufig ist. Tatsächlich waren sie jedoch bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts auf Grund vielfältiger Verfolgungen gefährdet. 1974 wurden die Rabenvögel, zu denen auch die Saatkrähe gehört, unter Schutz gestellt. Und seitdem hat sich sowohl die Zahl der Kolonien als auch der Vögel mehr als verdoppelt. 1500, so die geschätzte Zahl, gibt es in derzeit in Westfalen.
Die Brutkolonien liegen häufig innerhalb von Städten. Die Ornithologen interpretieren dieses Verhalten als Schutzflucht: denn in den Städten werden sie nicht gejagt. Vier Kolonien gibt es im Osten des Bielefelder Stadtgebietes. Die Nester in Baumgruppen oder auch in Alleebäumen werden aus Reisern gebaut und mit Haaren, Lumpen und anderem weichen Material gepolstert. Beim Überfliegen oder bei der Futtersuche auf größeren Rasenflächen, kann der Naturfreund Saatkrähen-Schwärme im gesamten Stadtgebiet und auf den umliegenden Feldern beobachten.
Jetzt im Spätherbst gesellen sich zu den heimischen Schwärmen »Gäste« aus den baltischen und den russischen Brutgebieten, die erst im März/April wieder abziehen. So können an den Schlafplätzen schon einmal zehntausend Saatkrähen zusammen kommen. Und regelmäßig schließen sich auch Dohlen an. Morgens brechen alle zur Futtersuche auf, treffen sich am Nachmittag an Sammelplätzen und kehren dann im letzten Tageslicht zu ihrem Schlafplatz zurück.
Wenn ein Schwarm auf einem frisch gepflügten Acker einfällt, suchen die Vögel nach Schnecken, Würmer, Insekten und verschmähen auch Mäuse nicht. Die pflanzliche Nahrung macht allerdings den Hauptteil ihres Speisezettels aus. Eine Gefahr für Singvögel, Junghasen oder Fasane stellen sie nicht dar.

Westfalen-Blatt und Naturschutzbund (NABU) Bielefeld stellen in dieser Serie Vögel vor, die in Ostwestfalen ständig oder vorübergehend leben. Biologe Dr. Wolfgang Beisenherz und Redakteurin Elke Wemhöner porträtieren in der Nächsten Folge am Donnerstag den Höckerschwan

Artikel vom 30.11.2004