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Dankbar für eine wunderbare Ehe

Ein bewegtes Leben: Elisabeth Heimberg feiert heute 100. Geburtstag


Bielefeld (WB/mzh). Elisabeth Heimberg hat eine wunderbare, glückliche Ehe geführt, sie zog zwei Töchter groß - in wildbewegten Jahrzehnten hat sie ein erfülltes Leben geführt. Heute feiert die im damals deutschen Lodz geborene Musikliebhaberin ihren 100. Geburtstag.
»Schon als ich noch ganz klein war, hat mein Vater die schönsten Stücke auf dem Piano gespielt und mich dann aufgefordert, dazu zu tanzen«, erzählt Elisabeth Heimberg, die seit 1999 im Caroline- Oetker-Stift lebt. Schubert und seinen manchmal melancholischen Liedern gehört ihre ganze Liebe; sie selber hat während ihrer Schulzeit in einem Berliner Lyzeum Klavierunterricht genommen: »Meine Eltern haben mein musisches Talent stets gefördert.« Und so kann es kein schöneres Geburtstagsgeschenk geben, als dass an Elisabeth Heimbergs Ehrentag John Pflieger im Stift seinen klaren Bariton erklingen lässt, während Walter Fritz ihn am Klavier virtuos begleitet.
Aus einem ersten glücklichen Jahr in Berlin bei der Mutter holte sie der Vater zurück nach Lodz, aber kaum war der Krieg zu Ende, zog es die 14-Jährige erneut in die Metropole. Dort, in den glamourösen 20ern, lernte die junge Frau die neue Freiheit schätzen, die die junge Demokratie zu geben bereit war. Sie genoss die Unterweisung in englischer und französischer Sprache, trieb Sport und vertiefte sich in die Kunst - bis ins Alter hinein ließ sie sich von abendländischer Kultur locken.
Die leidenschaftliche Tänzerin, temparentvoller Blickfang zahlreicher Gesellschaften (wie man damals sagte), heiratete 1929 und führte bis 1975, als ihr Mann, ein hoher Marineoffizier starb, eine harmonische Ehe - durch alle Fährnisse des politischen Sturmes hindurch. »Ich habe ihn gelegentlich an Bord der ÝAdmiral Graf SpeeÜ besucht«, erinnert sich Elisabeth Heimberg an die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Die Unglücksfahrt des Panzerschiffes musste ihr Mann nicht mitmachen, aber sie hatte sich trotzdem alleine durchzuschlagen und flüchtete vor der Roten Armee zunächst ins Sudetenland, später in den Harz.
Als ihr Mann beim Germanischen Lloyd (Hamburg) eine Anstellung fand, vollends, als man ins beschauliche Pyrmont umzog, geriet die Familie endlich in ruhigeres Fahrwasser. »Unser Vater ist sehr liebevoll mit uns umgegangen und war auch bei seinen Mitarbeitern äußerst beliebt«, erinnern sich die Töchter - und Elisabeth Heimbergs Gesicht verklärt sich in einem seligen Lächeln.
Zählt Elisabeth Heimberg heute die Häupter ihrer Lieben, so blickt sie glücklich auf ihre beiden Töchter, auf acht Enkel und ebensoviele Urenkel. Seit einem Oberschenkelhalsbruch ist sie ans Bett gefesselt, aber am Leben und Treiben um sie herum nimmt sie regen Anteil. Geburtstagswunsch? »Ein bisschen Sonne wäre schön.«

Artikel vom 29.11.2004