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Klaus Hoffmann spielt
die Rolle seines Lebens

Berliner Entertainer präsentiert eine Lesung mit Musik


Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Lesung, Konzert, Theater. Klaus Hoffmann ist in diesen Tournee-Tagen ganz in seinen Elementen. Er spielt die Rolle seines Lebens. Der Name der Hauptfigur seines neuen Romans »Der Mann, der fliegen wollte«, Rafael Engelmann, ist nur ein Pseudonym. In Wirklichkeit heißt er Klaus Hoffmann, der sein Publikum auf eine literarisch-musikalisch-schauspielerische Reise durch sein Leben einlädt.
Nach fast drei Stunden Bühnenkunst fordern die Gäste Zugabe. Bis ein Mitarbeiter der Crew Hoffmann entschuldigt: »Im nächsten Jahr ist er wieder hier. Versprochen.« Die Leute haben Verständnis, wissen, dass Hoffmann nichts schuldig geblieben ist. Im Gegenteil. Im etwas zu kühlen Ringlokschuppen hatte er mit seiner gefühlvollen Geschichte über Erinnerungen, Träume, Tod und das Erwachsenwerden den Menschen ein bisschen Wärme eingehaucht in dieser kalten Zeit.
Autobiographisch ist sein zweiter Roman nicht. Rafael Engelmann, ein Mann um die 50, ist Schauspieler ohne Engagement, Klaus Hoffmann dagegen auf einem Höhepunkt seiner Karriere. Aber die Parallelen im Leben der beiden Männer, Autor und Protagonist, sind unüberhörbar. Die Romanfigur hat »einen scharfen Verstand, warme Augen und die Gesichtszüge eines Mädchens«, erzählt Hoffmann und hält dabei ein Buch in der Hand. Doch er liest daraus nicht vor. Er erzählt und spielt die Geschichte seines Lebens. Er singt sie sogar und musiziert auf der geliebten Gitarre. Nur ab und zu wirft er durch seine Lesebrille einen flüchtigen Blick auf die Zeilen in seinem Buch, nimmt einen Schluck Wasser, hält inne. Dann schaut er auf und erzählt, als habe er darin ein Bild betrachtet, dass er nun beschreibt. Fotos in Erinnerung an die Kindheit. Hoffmann hat seine Geschichte in Berlin platziert, in der Gatower Heide, an den Bahn-Stationen Gleisdreieck und Hallesches Tor, lässt die Figuren berlinerisch sprechen, um Atmosphäre zu schaffen. Natürlich, Berlin. Hoffmann lebt und findet hier den Stoff, aus dem seine Bühnenträume sind.
Ein Stuhl, ein Bistrotisch, ein Piano, an dem Hawo Bleich Hoffmann begleitet - die Bühne ist spartanisch ausgestattet. »Der Mann, der fliegen wollte« ist eine nachdenkliche Geschichte über einen Mann, der als Kind seinen Vater verlor und seitdem auf der Suche ist. Klaus Hoffmann war zehn, als sein Vater starb, und wird diese Suche wohl nie beenden.
Rafael Engelmanns Vater sagte mal zu ihm: »Mit der Zeit wirst du lernen zu sehen, wenn du die Augen schließt.« Und die Mutter nach dem Tod des Vaters zum Jungen: »Ich werde immer bei dir sein.« Große Worte, die ihn auf seiner Suche begleiten.

Artikel vom 27.11.2004