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Bürgerliche verlieren in
Jöllenbeck die Mehrheit

Bezirksvertreterin Vanessa Heller wechselt von CDU zur SPD

Von Michael Schläger
Bielefeld-Jöllenbeck (WB). Die bürgerliche Mehrheit in Jöllenbeck ist gekippt. Die bisherige CDU-Bezirksvertreterin Vanessa Heller (29) erklärte ihren Austritt aus der Union und hat inzwischen ein SPD-Parteibuch. Sie will ihr Bezirksvertretungsmandat behalten und für den Rest der laufenden Wahlperiode in der SPD-Fraktion mitarbeiten.

Heller sprach von einem schon seit längerem anhaltenden politischen Entfremdungsprozess gegenüber ihrer bisherigen Partei, der sie zu ihrem Schritt bewogen habe. Das »jüngste Gezerre um die Krankenversicherung« habe ihr vor Augen geführt, »dass Sozialpolitik im Dienste der Menschen in der CDU insgesamt keinen richtigen Platz mehr hat.«
Gründe, die mit ihrer politischen Arbeit in Jöllenbeck zusammenhängen, nannte sie offiziell nicht. Bis vor kurzem war Vanessa Heller stellvertretende CDU-Ortsverbandsvorsitzende, hatte bei der jüngsten Jahreshauptversammlung aber nicht erneut kandidiert. Ihr Partner Christian Martinkat, der sich um den stellvertretenden Vorsitz beworben hatte, scheiterte dagegen knapp mit seiner Kandidatur. Als Bundesvorsitzende der Jugendorganisation der Christlich-demokratischen Arbeitnehmerschaft hatte Heller vor einigen Jahren auch über Bielefelds Grenzen hinaus Bekanntheit innerhalb der Union gelangt.
CDU-Kreisgeschäftsführer Arnold Hildebrand bezeichnete Hellers Wechsel zur SPD gestern als »nicht anständig«. Sie sei schließlich über die Liste der CDU Mitglied der Bezirksvertretung geworden und hätte ihre Mandat nach dem Austritt fairerweise zurückgeben müssen. Vanessa Heller sprach dagegen von einer persönlichen Entscheidung, die akzeptiert werden müsse. Sie habe Loyalität gegenüber der CDU gezeigt, indem sie bei der konstituierenden Sitzung der Bezirksvertretung Bezirksvorsteher Hans-Jürgen Kleimann (CDU) mit gewählt habe.
Kleimann und CDU-Fraktionsvorsitzender Peter Kraiczek zeigten sich von dem Schritt der Kommunalpoltikerin überrascht. Der Bezirksvorsteher hofft, dass es dennoch gelingen werde, Entscheidungen in Jöllenbeck weiterhin möglichst einhellig zu treffen.
Bisher hatte die CDU in der Bezirksvertretung Jöllenbeck sechs Mitglieder, Bürgergemeinschaft und FDP sind mit jeweils einem Mitglied vertreten. Ihnen gegenüber standen fünf Sozialdemokraten und zwei Grüne. Nach dem Wechsel Hellers kommen die Sozialdemokraten künftig auf sechs Sitze, kehren sich die Mehrheitsverhältnisse zugunsten von Rot-Grün um.

Artikel vom 26.11.2004