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Heißes Blei für die letzte Fuge

Crüwell-Giebel komplett restauriert - Gerüst wird jetzt abgebaut

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Gestern wurde hoch oben auf dem spätgotischen Giebel der letzte Stein gesetzt, die Fuge mit heißem Blei ausgegossen, am 2. Dezember soll das Gerüst abgebaut sein, das Crüwell-Haus von 1530 wieder in alten, neuem Glanz erstrahlen.

Hans Ziehm, Sprecher der Eigentümerfamilie und persönlich haftender Gesellschafter der Gebr. Crüwell KG, inspizierte gestern noch einmal gemeinsam mit Dr. Guido Sandler als Vertreter der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und Verkehrsdirektor Hans-Rudolf Holtkamp den sanierten und restaurierten Giebel bis hoch zur obersten Fiale. Die Stiftung hat die Restaurierung, die rund 250 000 Euro kostet, mit einem Zuschuss unterstützt. Im Gegensatz zur Stadt. Hans Ziehm ist enttäuscht: »Eine kleine Beteiligung als Anerkennung dafür, dass die Familie das historische Gebäude mit der Sanierung schließlich gerettet hat, hätte ich mir schon gewünscht.« Holtkamp ist überglücklich, dass der stadtbildprägende Giebel erhalten bleibt: »Er ist ein Stück Identität für Bielefeld.«
Anlass für die Restaurierung war der Absturz eines Steins. Die Verankerungen hatten die Bögen gesprengt, Umwelteinflüsse den Stein morsch gemacht. Im April wurde der gesamte Giebel abgebaut. Werner Schlüter, Chef eines Steinmetzbetriebes in Drensteinfurth, ließ alle Steine auf seinen Werkhof schaffen, katalogisierte, kartografierte und nummerierte sie. Die Zahl der Steine, die nicht restauriert, sondern komplett ersetzt werden mussten, war unerwartet groß, so Ziehm. Es habe geeignetes Material beschafft werden müssen, dass farblich zum Crüwell-Haus passt - Teutoburger Sandstein, aus dem das Haus vor über 500 Jahren errichtet wurde, wird nicht mehr abgebaut. Das bauphysikalische Institut Hannover untersuchte Steine, die in Frage kamen, auf Wasseraufnahmefähigkeit, Druckverhalten, Ausdehnungskoeffizienten. Man einigte sich schließlich auf Bentheimer Sandstein aus Nordhorn. Eine Entscheidung über die Oberflächenbehandlung der gesamten Fassade steht noch aus. Architekt Uwe Eichholz würde sich zudem ein Turmfalkenpärchen als Siedler wünschen: »Sonst wird man der Tauben, die sich auf dem Giebel wohnlich einrichten, nicht Herr.«

Artikel vom 26.11.2004