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Kompetenz in der Arena:
Erste Liga steht auf Heiler

Zwei Ummelner Brüder gestalten Stadien der Zukunft

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Der alteingesessene Handwerksbetrieb, der Metallbauer, der weltweit exportiert, das exklusive Fachgeschäft in der City: Der Mittelstand ist Rückgrat der Wirtschaft und Garant für die Zukunft. In einer Serie stellt das WESTFALEN-BLATT erfolgreiche Mittelständler vor. Heute: Sportstättenbau Heiler.

»Auf einem Rasen wie zur Weltmeisterschaft 1972 würde heute nicht einmal mehr die Bundesliga spielen«, sagt Udo Heiler über die Qualität der Spielwiesen, auf denen allwöchentlich der Ball rollt, und präsentiert eine Liste mit Stadien, denen er den sportlichen Boden bereitet hat. Ob Arminia oder Schalke, Dortmund oder Leverkusen, Hertha oder Hannover, alle lassen die Lederkugel auf Rollrasen laufen, den die Heilers aus Bielefeld verlegt haben. Was einst als kleiner Betrieb für Garten- und Landschaftsbau in Ummeln begann, gehört heute zu den absoluten Spitzenunternehmen im Sportanlagenbau in Deutschland.
Mit ersten Angeboten für Projekte im benachbarten Polen sind Udo Heiler und sein jüngerer Bruder Michael zudem gerade auf dem Sprung ins europäische Nachbarland. Allerdings: Weil die Heilers mit einem Höchstmaß an Dienstleistungsbereitschaft und mit einem erstaunlichen Fuhrpark von zum Teil sogar selbst entwickelten Maschinen schnell zur Stelle sein wollen, beschränkt sich der wesentliche Aktionsradius der mehr als 40 Ingenieure und Facharbeiter im wesentlichen auf einen Umkreis von 250 Kilometern. Größte und wichtigste Ausnahme: Das Berliner Olympia-Stadion erfüllt die Experten mit dem grünen Daumen mit Stolz - auch wenn die von Heiler eingebauten Laufbahnen blau sind.
»Wir hatten ein sehr starkes Jahr und sind auch jetzt im Winter zufrieden«, bilanziert Udo Heiler auf dem Kommandostand des erfolgreichen Mittelständlers. Die Führungsetage der kurzen Wege besteht aus zwei nur durch eine Glaswand akustisch getrennten Büros, in denen sich die Brüder gewissermaßen auf Handzeichen verstehen. Der bislang offene November erlaubt es den Facharbeitern, am gegenwärtigen Großprojekt eines klassischen Sportstadions in Bocholt weiter zu arbeiten: Rasen, Laufbahn und kleine Tribünenerhöhung - für die Experten der Megastadien und Superarenen ein »Brot-und-Butter-Auftrag«. Aber Stadien wie diese gab es früher viel häufiger im Auftragsbestand.
Allerdings rechnet Michael Heiler damit, dass von den Kommunen auf absehbare Zeit wieder mehr Aufträge auch im Pflege- und Instandsetzungsbereich kommen werden. Dass es den Heilers an Aufträgen nicht fehlt, liegt auch am gegenwärtigen Trend zu großen multifunktionellen Stadien. Immer mehr Nutzbarkeit - am Freitag Joe Cocker, am Samstag Hertha BSC, am Sonntag Motocross - erfordert von den Sportanlagenprofis Höchstleistungen, beim Neubau ebenso wie bei der anschließenden Instandhaltung des sensiblen Rollrasens, den man in vielen Anlagen in Pflege hat.
Kompetente Ansprechpartner sind die Gebrüder Heiler aber auch für Leichtathletik-Stadien, Beachvolleyball und nicht zuletzt für die Grünanlagen großer Auftraggeber. »Und wenn jemand seinen kleinen Hausgarten anlegen möchte, ist er bei uns auch richtig«, betont Udo Heiler. Der kann sich gut an die schwierigen Anfangsjahre seines Vaters erinnern. Herbert Heiler hatte sich, gerade 20-jährig, 1953 in Ummeln selbstständig gemacht und musste teilweise sogar in der Fabrik zuverdienen. Der Durchbruch bei Heilers kam in den achtziger Jahren mit Großobjekten wie Bielefelds Krankenhäusern.
Mit einem wesentlich gesteigerten Umwelt- und Freiflächenbewusstsein bei den Menschen sieht Udo Heiler für sein Unternehmen eine gute Zukunft: »Immer mehr Bürger legen mehr Wert auf Garten, und fragen auch einen Landschaftsgärtner.« Udo und Michael Heiler dokumentieren ihren Optimismus noch auf ganz andere Weise: Sie beschäftigen neun Auszubildende. Vier wurden allein in diesem Herbst neu eingestellt.

Artikel vom 01.12.2004